Von Mkhululi Chimoio, Africa Renewal* | 19. Oktober 2023
Karoi (AR/afr). In einem blauen Arbeitsanzug und mit einem sechs Kilogramm schweren Hammer betritt die 46-jährige Petiner Makupa das Betriebsgelände von Zimbaqua. Seit nunmehr vier Jahren schürft sie in Afrikas einziger Mine, in der ausschließlich Frauen arbeiten, nach Aquamarinen.
Zuvor hatte ich Petiner Makupa überhaupt nicht vorstellen können, im Bergbau zu arbeiten. “Ich habe zunächst nicht daran geglaubt, dass ich den Job schaffen kann”, erzählt sie. Aber nachdem ihr Mann gesundheitliche Probleme bekommen hatte, war ihr keine andere Wahl geblieben. “Ich musste mich der Herausforderung stellen, damit ich unsere fünf Kinder versorgen und sie in der Schule halten kann”.
Ganz ähnlich klingt die Geschichte von Sylvia Mugova (41). Sie stammt aus Masvingo im Südosten Simbabwes und hat ebenfalls fünf Kinder. „Ich bin verheiratet, aber mein Mann hat eine schlimme Phase durchgemacht, deshalb habe ich mich um die Familie gekümmert“, sagt Mugova. Und fügt nach einer kurzen Pause an: „Früher dachten wir Frauen, dass Bergbau nur etwas für Männer ist. Aber jetzt wissen wir, dass es nichts gibt, was Frauen nicht auch können.”
Einkommen für Frauen
Die Zimbaqua Mining Company wurde 2018 im Bezirk Karoi im Norden des Landes gegründet. Der Unternehmer Patrick Tendayi Zindoga aus Harare und sein dänischer Geschäftspartner Iver Rosenkrantz haben dort 50 Hektar Land erworben, um wirtschaftliche Perspektiven für Frauen in der Region zu schaffen. 2019 wurden die ersten Mitarbeiterinnen eingestellt.
Wie in vielen anderen ländlichen Gebieten in Simbabwe herrscht in Karoi eine hohe Arbeitslosigkeit. Für Frauen gibt es nur wenige Möglichkeiten, ein eigenes Einkommen zu erwirtschaften. Viele arbeiten auf den Feldern, auf denen Tabak und Mais angebaut werden. Andere haben bislang illegal nach Edelsteinen gegraben und mussten sich dabei manchmal sogar als Männer verkleiden, um Belästigungen zu entgehen.
Gründer Iver Rosenkrantz erinnert sich an die nicht ganz einfachen Anfangszeiten von Zimbaqua: “Alle waren davon überzeugt, dass wir scheitern würden. In ländlichen Regionen in Simbabwe wird von Frauen erwartet, dass sie zu Hause bleiben und sich um die Kinder kümmern. Viele von ihnen stammen aus armen, rauen Verhältnissen. Jetzt haben sie ein stabiles Einkommen und sind super motiviert.“
Aufstieg zur Managerin
Zimbaqua beschäftigt 35 Frauen in allen Bereichen – von der Schürferin über die Baggerfahrerin und Sprengstoffexpertin bis hin zur Managerin. Eine der Frauen, die bei Zimbaqua Karriere gemacht hat, ist die 35-jährige Minenmanagerin Rumbidzai Gwinji. Nach einem Bachelor in Umweltschutz war die alleinerziehende Mutter als selbstständige Beraterin für Bergbauunternehmen im ganzen Land unterwegs. So lernte sie auch Zimbaqua kennen – und blieb.
„In den meisten Bergbauunternehmen in Simbabwe haben Frauen selten eine Chance, eine offene Stelle zu bekommen“, erzählt Gwinji. „Wir sind anders und haben ein Umfeld geschaffen, das den Bedürfnissen von Frauen entgegenkommt. Unsere Erfahrungen zeigen, dass Frauen genauso hart arbeiten und genauso gute Leistungen erbringen können wie ihre männlichen Kollegen.“
Die hellblauen Edelsteine sind weltweit begehrt. Für Aquamarine in bester Qualität – den sogenannten “Double Blue” – werden zwischen 500 und 1.000 US-Dollar pro Karat bezahlt. Diese sind aber auch im Bezirk Karoi selten. Zwar haben die Frauen bislang 60 Tonnen industriellen Aquamarin geschürft, davon hatten aber nur 14 Kilogramm Edelstein-Qualität.
Gefragte Edelsteine
Dennoch macht die wachsende Nachfrage Mut: Die Aquamarine von Zimbaqua sind zunehmend auch international gefragt. Die Edelsteine sind u. a. in noblen Schmuckläden in Metropolen wie London oder New York erhältlich. Auch der Wiener Juwelier Felix Köck-Marek bezieht für die Aquamarin-Kollektion von FENA Daily Jewellery Edelsteine von Zimbaqua.
In Simbabwe sind rund zehn Prozent der insgesamt 535.000 Mitarbeitenden im Kleinbergwerken Frauen. Die Erfolge von Zimbaqua sind auch der Regierung in Harare nicht verborgen geblieben. Pfungwa Kunaka, Ständiger Sekretär in Simbabwes Bergbauministerium, lobt den Ansatz des Unternehmens: „Die Regierung steht voll und ganz hinter Zimbaqua und anderen Unternehmen im Bergbausektor, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Frauen sinnvolle Beschäftigungsmöglichkeiten zu bieten.” (Ende)
Mkhululi Chimoio ist ein in Simbabwe geborener Investigativjournalist mit Wohnsitz in Südafrika. Der Beitrag stammt aus unserem Partnermagazin Africa Renewal der Vereinten Nationen und wurde von der afrika.info-Redaktion ergänzt.
Titelbild: Minenmanagerin Rumbidzai Gwinji hat bei Zimbaqua Karriere gemacht. (Foto: Zimbaqua)