Ich bin, weil wir sind. Ubuntu als südafrikanische Philosophie der Verbundenheit hilft Führungskräften, für ein harmonisches Miteinander im Unternehmen zu sorgen.
Nelson Mandela (1918-2013) war eine herausragende Persönlichkeit, die bereits zu Lebzeiten zum Idol vieler Führungskräfte rund um den Globus wurde. Der Friedensnobelpreisträger von 1993 sorgte für einen versöhnlichen Übergang vom grausamen Apartheid-Regime zur demokratischen Regenbogennation Südafrika.
Mandelas Führungsansatz war tief in der humanistischen Philosophie Ubuntu verwurzelt. Eine klare Mission („Gleiche Rechte für alle“), eine einprägsame Vision („Ein Mensch, eine Stimme“) und ein gemeinschaftlich erarbeiteter Aktionsplan (Freiheitscharta von 1955) bildeten das Fundament seiner Führung.
Darüber hinaus lebte Mandela Werte vor, die für die Bewältigung der enormen gesellschaftlichen Herausforderungen in Südafrika von entscheidender Bedeutung waren. Dazu zählten die Bereitschaft zur Vergebung, die Zusammenarbeit mit Andersdenkenden, der Glaube an das Gute im Menschen, Mitmenschlichkeit und Großzügigkeit (weitere Details am Ende des Beitrags).
Vom Ich zum Wir
Ubuntu sorgt dafür, dass in Unternehmen ein Wir-Gefühl entsteht. Der Ansatz fördert eine inklusive Unternehmenskultur, erhöht die Bindung der Mitarbeitenden, verbessert die Teamarbeit und trägt zur konstruktiven Lösung von Konflikten bei.
Der Ubuntu-Leitsatz „Ich bin, weil wir sind“ ist Programm. Ubuntu Leadership schafft einen Rahmen, der nicht nur die Leistung verbessert, sondern auch für ein starke, harmonische und resiliente Unternehmenskultur sorgt.
afrika.info hat es sich zur Aufgabe gemacht, Ubuntu als Leadership-Ansatz im deutschsprachigen Raum zu etablieren. Wir tun das derzeit mit folgenden Angeboten:
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Was ist Ubuntu?
Ubuntu ist die südafrikanische Lebensphilosophie und wird häufig mit „Menschlichkeit“ übersetzt. Gemeint ist aber viel eher die Verbundenheit aller Menschen.
Für Nelson Mandela bedeutete Ubuntu, dass wir alle Zweige desselben großen Familienbaums sind. Deutlich wird das durch den Leitsatz „Ich bin, weil wir sind.“ Laut Desmond Tutu ist die soziale Harmonie das höchste Gut von Ubuntu.
Das Wort Ubuntu selbst stammt aus den Nguni-Sprachen, zu denen u. a. das isiZulu und das isiXhosa zählen. Die Vorsilbe ubu- steht dabei für ein Konzept, während sich der Stamm -ntu auf den Menschen bezieht.
Die Nguni-Sprachen zählen zur Familie der Bantusprachen. Die Wurzeln des Wortes Ubuntu reichen in die Urheimat der Sprachfamilie zurück: Laut dem kenianischen Linguisten Kithaka wa Mberia kann Ubuntu im Proto-Bantu als */bubuntu/ rekonstruiert werden. Das Proto-Bantu ist etwa 3.000 v. Chr. an den Rändern der Hochlandwälder um die Flüsse Sengue und Nyong im südlichen Kamerun entstanden.
In Folge von Migrationsbewegungen gelangten bantusprachige Gesellschaften auch nach Südafrika. Archäologische und linguistische Befunde belegen die Anwesenheit der Nguni in der heutigen Provinz KwaZulu-Natal ab ca. 1.000 n. Chr. Das erste schriftliche Zeugnis von Ubuntu findet sich in einem christlichen Werk aus dem Jahr 1846 (Quelle: Christian Gade).
Die fünf Kernwerte von Mandelas Führung
Nelson Mandela war davon überzeugt, dass Ubuntu Leadership für Unternehmen entscheidende Vorteile bietet:
„Menschlichkeit schwächt das Geschäft nicht. Sie stärkt es. Sie festigt die Beziehungen, auf denen Teamarbeit und Innovation beruhen müssen. Sie schafft Vertrauen zwischen Mitarbeitern, Kunden und Gemeinschaften. Sowohl Teamwork als auch Vertrauen gelten heute als wesentliche Bestandteile erstklassiger Unternehmen.“
Nelson Mandela im Vorwort von Reuel Khoza „Let Africa Lead“, 2006
Die folgenden fünf Kernwerte von Ubuntu wurden von Nelson Mandela vorbildlich gelebt:
1. Bereitschaft zur Vergebung
In seiner Präsidentschaft schlug Mandela einen Weg der Versöhnung und Vergebung ein. 1996 setzte er die Wahrheits- und Versöhnungskommission (TRC) ein, die unter der Leitung von Desmond Tutu stand. In seinem Buch „Keine Zukunft ohne Vergebung“ schrieb Tutu:
„Hier ist der zentrale Gedanke nicht Vergeltung oder Bestrafung. Im Geiste des ubuntu dreht sich der zentrale Gedanke um die Heilung von Brüchen, der Wiederherstellung des Gleichgewichts, dem Kitten zerbrochener Beziehungen und dem Bestreben, sowohl Opfer wie Täter zu resozialisieren.“
Desmond Tutu, Keine Zukunft ohne Vergebung, 2001
2. Mit Andersdenkenden zusammenarbeiten
Nach den Wahlen von 1994, bei dem der ANC die absolute Mehrheit gewonnen hatte, bildete Mandela eine Regierung der nationalen Einheit. Sein Amtsvorgänger Frederik Willem de Klerk wurde 2. Vizepräsident, der Vorsitzende der rivalisierenden „Inkatha Freedom Party“ Mangosuthu Buthelezi Innenminister.
„Um mit einem Gegner Frieden zu schließen, muss man mit ihm zusammenarbeiten, und der Gegner wird dein Freund“, schrieb Mandela in seiner Autobiographie „Der lange Weg zur Freiheit“.
3. Das Gute in anderen sehen
Solange nicht das Gegenteil bewiesen ist, sah Mandela in jedem Menschen erst einmal das Gute. So betrachtete er die Aufseher im Gefängnis auf Robben Island nicht nur als Täter, sondern vor allem als Opfer des Systems. Es habe sich um einfache, ungebildete Menschen gehandelt, die schon als Kinder in ein unfaires rassistisches System hineingewachsen sind, so Mandela.
„Niemand wird mit dem Hass auf andere Menschen wegen ihrer Hautfarbe, ethnischen Herkunft oder Religion geboren. Hass wird gelernt. Und wenn man Hass lernen kann, kann man auch lernen zu lieben. Denn Liebe ist ein viel natürlicheres Empfinden im Herzen eines Menschen als ihr Gegenteil.“
Nelson Mandela, Der Lange Weg zur Freiheit, 1997
4. Mitmenschlichkeit zeigen
Auf Robben Island erkrankte einer von Mandelas Mithäftlingen, Eddie Daniels, schwer. Daniels konnte nicht einmal mehr die Kraft aufbringen, seinen Nachttopf zu entleeren. Mandela kam in Daniels Zelle, bückte sich, nahm den Topf und ging damit ins Bad, um ihn sauber zu machen. Am nächsten Morgen tat er dasselbe.
Eddie Daniels war sowohl von der Mitmenschlichkeit Mandelas als auch von seiner Vorbildwirkung schwer beeindruckt: „Er war der Anführer der größten Organisationen im Gefängnis und hätte den anderen auftragen können, mir zu helfen.“ (Quelle: Richard Stengel, Mandelas Weg, 2010)
5. Großzügigkeit walten lassen
Ubuntu fordert Solidarität und die Unterstützung von Menschen, denen es nicht gut geht. Auch hier ging Nelson Mandela mit gutem Beispiel voran. Er spendete ein Drittel seines Präsidentengehalts an eine von ihm gegründete Stiftung, die sich um die Ausbildung von Kindern aus vulnerablen Bevölkerungsgruppen kümmerte.
„Bildung ist die mächtigste Waffe, die Du verwenden kannst, um die Welt zu verändern“, war Mandela überzeugt.