Von Joyce Chimbi | 26. August 2024
Nairobi (IPS/afr). Das Mpox-Virus breitet sich in Afrika immer weiter aus: Laut der Gesundheitsbehörde Africa CDC wurden heuer bereits 20.720 Infektionen und 582 Todesfälle registriert. Erstmals seit der Gründung im Jahr 2017 hat Africa CDC am 13. August 2024 einen öffentlichen Gesundheitsnotfall der kontinentalen Sicherheit erklärt.
Das Epizentrum des aktuellen Mpox-Ausbruchs liegt in der Demokratischen Republik Kongo: Auf den Staat im Herzen Afrikas entfallen 95 Prozent aller gemeldeten Infektionen und 99 Prozent der verzeichneten Todesfälle. Fälle wurden in zwölf weiteren afrikanischen Ländern registriert.
Für Besorgnis sorgt vor allem die hohe Mortalität der kursierenden Variante. Mpox-Viren werden in zwei genetisch unterschiedliche Kladen unterteilt: in die zentralafrikanische Klade I und in die westafrikanische Klade II. Für die aktuelle Gesundheitskrise sind Viren der Klade Ib verantwortlich.
Laut dem kenianischen Gesundheitswissenschafter Onyango Ouma von der Universität Nairobi ist bei bisherigen Ausbrüchen von Mpox I eine Fallsterblichkeit (CFR) von bis zu zehn Prozent festgestellt worden. Beim aktuellen Ausbruch sind bislang 2,81 Prozent der registrierten Fälle verstorben.
Der weltweite Infektionswelle von 2022 hingegen wurde durch Viren der Klade IIb ausgelöst, die deutlich mildere Verläufe verursachten. Bei Mpox II liegt die Fatalitätsrate bei weniger als 0,1 Prozent.
Kenia bereitet sich auf den Ernstfall vor
Obwohl es im ostafrikanischen Kenia bisher nur zwei bestätigte Fälle der Klade Ib gibt, ist das Land in Alarmbereitschaft. Seit Anfang August hat Kenia die Mpox-Screenings intensiviert, bislang wurden mehr als 250.000 Menschen getestet.
Bei beiden Infektionsfällen handelt es sich um LKW-Fahrer aus Uganda. Der Wissenschaftler Ouma geht daher davon aus, dass es noch weitere Fälle gibt. Kenia gilt als Verkehrsdrehscheibe von Ostafrika. Zu den Nachbarstaaten Äthiopien, Somalia, Südsudan, Tansania und Uganda gibt es insgesamt 35 Grenzstationen.
Um den Ausbruch zu bewältigen, wurden mittlerweile alle 26 Notfallzentren des öffentlichen Gesundheitswesens aktiviert und landesweit Labore geöffnet. Zur Bewältigung der Maßnahmen ist ein Budget von 16 Millionen US-Dollar vorgesehen.
Mpox wurde erstmals im Jahr 1958 bei Affen beobachtet, die in Dänemark zu Forschungszwecken gehalten wurden. 1970 wurde die Krankheit in der Demokratischen Republik Kongo bei Menschen festgestellt. Die Übertragung erfolgt durch engen Hautkontakt, wie z. B. beim Geschlechtsverkehr. Eine Ansteckung im Alltag – wie etwa bei Corona – ist unwahrscheinlich.
Mit zweierlei Maß
Dennoch stellt der aktuelle Ausbruch für Onyango Ouma ein globales Gesundheitsrisiko dar, das mehr Aufmerksamkeit der internationalen Gemeinschaft bedürfe. Ouma weist darauf hin, dass afrikanische Wissenschaftler*innen seit Jahren mehr Investitionen zur Bekämpfung der Krankheit eingefordert hätten. Diese Aufrufe seien allerdings ohne Erfolg geblieben, so Ouma.
Das scheint sich nun zu ändern: Die WHO hat den Mpox-Ausbruch am 14. August zu einem internationalen Gesundheitsnotfall erklärt und angekündigt, die Maßnahmen zur Eindämmung der Krankheit zu verstärken. Nur einen Tag später wurde in Schweden der erste Fall von Mpox Ib außerhalb von Afrika bestätigt.
Ouma kritisiert, dass offenbar mit zweierlei Maß gemessen werde. Solange Mpox auf den afrikanischen Kontinent bzw. auf abgelegene Gebiete der Demokratischen Republik Kongo beschränkt war, sei wenig passiert. “Jetzt aber, da der tödliche Stamm der Klade Ib sich als sexuell übertragbar erwiesen hat, wird eine Flut von Maßnahmen zur Bekämpfung der Infektionskrankheit verhängt”, beklagt der Gesundheitsexperte, “es sind nun auch Menschen außerhalb des Kontinents in Gefahr.” (Ende)
Karte: Mpox in Afrika (Stand: 23. August 2024)
Titelbild: Kenia hat ein umfassendes Mpox-Screening implementiert (Foto: Martin Sturmer/afrika.info)