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Guinea: Fufu statt Reis

Von Moustapha Keita | 7. November 2012

Conakry (IPS/afr). Reis ist in Guinea ein gefragtes Grundnahrungsmittel. Doch die hohen Importpreise veranlassen viele Verbraucher des westafrikanischen Landes, ihre Essensgewohnheiten zu ändern. Die Bauern haben auf den Trend reagiert und bauen nun mehr Maniok für den lokalen Markt an. Die Erntemenge hat sich in den letzten Jahren verdoppelt.

Nach Angaben der nationalen Behörde für Ernährungssicherheit (SNSA) hat sich die Anbaufläche des Knollengewächses, das auch Kassava genannt wird, von 58.424 Hektar 2004 auf 122.550 Hektar 2011 erhöht. Etwa 775.500 Tonnen Maniok wurden im letzten Jahr geerntet.

Guinea produziert nur eine begrenzte Menge Reis. Etwa 200.000 bis 300.000 Tonnen werden dem Agrarministerium zufolge jedes Jahr aus Asien importiert, um den Bedarf der 10,6 Millionen Menschen zählenden Bevölkerung zu decken. Angesichts der steigenden Reisimportpreise ist Maniok für viele Guineer zur bezahlbaren Alternative geworden.

Vielfältiges Gewächs

El-Sanoussy Bah, der Leiter des Maniokprogramms des Guineischen Instituts für agroökonomische Forschung, berichtet von einer zunehmenden Nachfrage der Kleinbauern nach verbesserten Maniok-Varietäten. Die Kassava-Knollen würden als Grundnahrungsmittel, die Vitamin-A- und C-reichen Blätter als Beilage verzehrt. Und den Bauern verschaffe die Pflanze ein Einkommen.

Etwa zehn Prozent der Kassava-Ernte – 73.000 Tonnen – werden in der ostguineischen Präfektur Kouroussa eingefahren. Mamadi Condé leistet dazu einen Beitrag. Er baut die Pflanzen auf einem Hektar seines Familienbesitzes an. „Ich habe im August fast sechs Tonnen geerntet“, berichtet er stolz. Ein Teil hat die Familie selbst gegessen, der Rest ging in den Verkauf und brachte 700 US-Dollar ein.

„Der Kassava-Handel floriert in der Region“, bestätigt die Marktfrau Makoura Camara. Sie hatte 2010 eine Kooperative gegründet, die ihre Erzeugnisse bis nach Conakry verkauft. „Ein Problem ist allerdings der schlechte Zustand der Straßen. Er ist ein Grund dafür, dass viele Dörfer mit einem großen landwirtschaftlichen Potenzial die Vorteile nicht nutzen können“, berichtet sie.

Auf Condés Farm werden die frisch geernteten Knollen geschält, mindestens 24 Stunden in Wasser eingelegt und dann über mehrere Tage in der Sonne getrocknet. Auf diese Weise hält sich Maniok fast ein ganzes Jahr. Das Trockenprodukt kann dann zu Mehl weiterverarbeitet werden, aus dem Familien wiederum ihren Maniokbrei Fufu zubereiten.

Die Bauern in Kouroussa sind ferner dazu übergegangen, Attiéké herzustellen – ein scharfes schmackhaftes Gericht aus gekochtem und fermentiertem Maniok, das im benachbarten Côte d’Ivoire verbreitet ist. „Das trockene Maniok wird traditionell in einem Mörser zu Mehl gemahlen“, berichtet Saran Camara, eine der beiden Frauen Condés.

Traum von einer eigenen Mühle

Condé und seine Nachbarn träumen von einer eigenen Mühle, wie sie einst in der südlich von Kouroussa gelegenen Stadt Faranah existierte. Nach Angaben von Mitarbeitern des Programms zur Förderung der Nahrungsmittelsicherheit (PASAL) wurden dort in den Jahren 1978 bis 1984 pro Tag bis zu 50 Tonnen Kassava gemahlen und zwischen sechs und zehn Tonnen Gari – ein grobkörniges und leicht fermentiertes Mehl – hergestellt. Condé zufolge wurde die Anlage geschlossen, weil sich die damaligen Betreiber nicht mit dem einheimischen Markt ausgekannt hätten. Damals sei die Nachfrage nach Gari gering gewesen.

„Guineer würden von einem Projekt zur industriellen Weiterverarbeitung von Kassava durchaus profitieren“, meint Karamo Sidibé von der Sabougnouma-Vereinigung in Kouroussa. „Eine Fabrik wäre wertschöpfend und könnte die Ernährungssicherheit stärken.“ (Ende)

Titelbild: Fufu ist in Westafrika Hauptbestandteil oder Beilage vieler Gerichte. Traditionell wird der feste Brei aus Maniok und Kochbananen zubereitet. (Bild: martapiqs, Flickr, CC BY-NC-SA 2.0)