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Victoriafälle: UNESCO-Welterbe unter Druck

Von Busani Bafana und Martin Sturmer | 4. September 2025

Bulawayo, Oberndorf bei Salzburg (afr/IPS). „Der wunderbarste Anblick, den ich je in Afrika gesehen habe.“ Mit diesen Worten hielt der schottische Missionar und Afrikaforscher David Livingstone am 16. November 1855 seine erste Begegnung mit den mächtigen Wasserfällen des Sambesi fest.

Livingstone taufte sie zu Ehren der damaligen britischen Königin auf den Namen Victoriafälle. Treffender ist jedoch ihr traditioneller Name. In der Sprache der einheimischen Balozi heißen die Fälle “Mosi-oa-Tunya” – auf Deutsch: „Donnernder Rauch“.

Die Victoriafälle sind mehr als 1.700 Meter breit und stürzen in einer schmalen Schlucht 110 Meter in die Tiefe. Dabei erzeugen die Wassermassen eine gewaltige Gischt, die besonders nach der Regenzeit in bis zu 300 Meter Höhe aufsteigt und weithin sichtbar ist.

„Wasserrisiken“ bedrohen Welterbestätten

Allerdings: Durch den Klimawandel verschiebt sich die Regenzeit von Oktober immer weiter nach hinten. In den trockenen Monaten bleibt von der Sturzflut manchmal nur noch ein Rinnsal übrig.

Ein aktueller Bericht des World Resources Institute (WRI) zeigt: Die Dürren in der Region werden häufiger und dauern länger. Das WRI hat die sogenannten „Wasserrisiken“ von 1.172 UNESCO-Welterbestätten untersucht. Zu diesen Risiken zählen neben Dürren auch Grundwassermangel, Verschmutzungen und Überschwemmungen.

Das Ergebnis ist ernüchternd: 73 Prozent der Welterbestätten sind von mindestens einem dieser Risiken betroffen. Beispiele sind der Yellowstone National Park, der 2022 nach einem Hochwasser geschlossen werden musste, oder das Taj Mahal, dessen Fundamente durch die Ableitung von Wasser instabil wurden – und eben auch die Victoriafälle.

Auswirkungen auf Natur und Menschen

Seit 1989 gehören die Victoriafälle zum UNESCO-Welterbe. Doch die zunehmenden Dürren bedrohen Artenvielfalt, Landwirtschaft und Tourismus. Tausende Menschen in den Grenzstädten Livingstone (Sambia) und Victoria Falls (Simbabwe) leben vom Besuch der hunderttausenden Tourist*innen, die jedes Jahr zu den Wasserfällen reisen.

Die Stadt Victoria Falls war Gastgeberin der 15. Vertragsstaatenkonferenz der Ramsar-Konvention zum Schutz von Feuchtgebieten von 23. bis 31. Juli. Die Konvention besteht seit 1975 und gehört zu den ältesten internationalen Naturschutzabkommen. Revitalisierung von Feuchtgebieten und Aufforstung von Bruchwäldern könnten bedrohte Landschaften wiederherstellen – doch dafür braucht es politischen Willen.

„Engagierte Gemeinden finden Wege, lebenswichtige Landschaften wie Feuchtgebiete zu schützen und wiederherzustellen“, erklärt Samantha Kuzma, leitende Datenexpertin beim WRI. „Das Problem ist, dass diese Bemühungen nur Stückwerk sind. Weltweit fehlt der politische Wille, der für echte, dauerhafte Veränderungen nötig wäre.“

Billionen US-Dollar erforderlich

Die Weltbank schätzt, dass bis 2030 rund sieben Billionen US-Dollar in die globale Wasserinfrastruktur investiert werden müssen, um jahrzehntelange Unterfinanzierung auszugleichen und die nachhaltigen Entwicklungsziele zu erreichen. Derzeit trägt der öffentliche Sektor fast 91 Prozent der jährlichen Ausgaben, der private Sektor weniger als zwei Prozent.

„Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem Untätigkeit kostspieliger ist als Handeln“, warnt Kuzma. Sie betont, dass die Welt den zentralen Wert des Wassers für Wirtschaft und Gesellschaft besser verstehen müsse. „Sein Wert ist unsichtbar, bis er gefährdet ist.“

Besonders deutlich wird das am Beispiel der UNESCO-Welterbestätten. „Ihr ökologischer und kultureller Wert ist unbezahlbar, und ganz pragmatisch betrachtet sind sie oft der Dreh- und Angelpunkt der lokalen Wirtschaft“, sagt Kuzma. „Jede Schließung oder Beschädigung hat unmittelbare Auswirkungen auf die Gemeinden.“ (Ende)

Titelbild: Die Victoriafälle in der Trockenzeit (Foto: HandmadePictures/Shutterstock.com)