Drücke „Enter”, um zum Inhalt zu springen.

Uganda: Ungleiche Beziehungen mit China

Von Fred Ojambo | 27. September 2012

Kampala (IPS/afr). Seit acht Jahren liefert Uganda Kaffeebohnen zu Vorzugsbedingungen nach China, ohne dass es zu einer Intensivierung der bilateralen Handelsbeziehungen gekommen wäre. Das wird sich nach Ansicht lokaler Wirtschaftsexperten in Zukunft ändern: Öl und landwirtschaftliche Erzeugnisse sollen nun die Exporte ankurbeln.

Stephen Kaboyo, Geschäftsführer des Finanzforschungsunternehmens „Alpha Partners“, sieht vor allem in der Diversifizierung der Exporte eine reelle Chance, das Handelsdefizit auszugleichen. „Das Konsumland China ist für unsere Agrarerzeugnisse und unser Öl ein viel versprechender Absatzmarkt“, sagt er. „Chinas Ölbedarf ist so riesig, dass das Land sogar schon die Preise dieses Rohstoffs bestimmt.“

Die Kaffeeausfuhren in die Volksrepublik haben zur Gründung von ‚Uganda Crane Coffee‘ geführt, einem Joint Venture zwischen der ugandischen Kaffeeentwicklungsbehörde und dem Pekinger Industrieverband ‚North Star Industrial Group‘. Die Kaffeebohnenexporte in das bevölkerungsreichste Land der Welt beliefen sich nach Angaben der ugandischen Botschaft in China in der ersten Hälfte 2010 auf mehr als 2.200 Tonnen im Wert von 7,6 Millionen US-Dollar.

Uganda ist mit jährlich 180.000 Tonnen der größte Kaffeebohnenproduzent Afrikas nach Äthiopien. Der Großteil geht nach Europa. Schätzungen des nationalen Statistikamts zufolge konnte Uganda durch eine Diversifizierung seiner Agrarprodukte wie Kakao, Baumwolle, Holz und Kupferkonzentrate den Wert der Schiffslieferungen von 15.000 Dollar 2003 auf 26,71 Millionen Dollar 2011 steigern. Der chinesischen Botschaft in Uganda zufolge hat das ostafrikanische Land im letzten Jahr sogar 40 Millionen Dollar an seinen Exporten ins Reich der Mitte verdient.

Doch im Vergleich zu den Einnahmen, die China mit seinen Exporten nach Uganda erzielt, sind das Peanuts. China hat Uganda im letzten Jahr Waren im Wert von 522,5 Millionen Dollar verkauft. Acht Jahre zuvor waren es noch 70,2 Millionen Dollar gewesen.

Auf Importe aus China angewiesen

„China bleibt aufgrund der günstigen Preise für uns eine wichtige Bezugsquelle von Erzeugnissen“, meint Moses Kalule, Geschäftsführer der „Kampala City Traders Association“. Beliefert wird das Land mit Schuhen, Textilien, Motorrädern, Fahrrädern, Gummiprodukten, Arzneien, Telekommunikations-. und Elektrogeräten sowie mit medizinischem Equipment.

Indien ist mit Exporten im Wert von 928,08 Millionen Dollar Ugandas größter Handelspartner, gefolgt von Kenia, das Waren im Wert von 671,61 Millionen Dollar nach Uganda einführt. „Doch die Regierung in Kampala ist bestrebt, die Exporte nach China um jährlich 25 Prozent zu steigern“, berichtet Stephen Kaboyo.

Uganda könnte nach Ansicht von Paul Mugerwa, einem Wirtschaftswissenschaftler der ugandischen Bugema-Universität, das Ziel erreichen, indem es vor allem diejenigen Agrarprodukte produziert, die in China benötigt werden. „Die Produktionskapazitäten sind durchaus vorhanden“, versichert Mugerwa.

China ist auch wegen seiner ausländischen Direktinvestitionen für Uganda von großer Bedeutung. So fließt chinesisches Geld in den Aufbau von Ledergerbereien, in die Weiterverarbeitung von Lebensmitteln, in den Informations- und Kommunikationssektor und in Immobilen, wie die Ugandische Investitionsbehörde berichtet. Die in Uganda getätigten Investitionen beliefen sich im letzten Jahr auf 596 Millionen Dollar, wobei 265 chinesische Unternehmen in Uganda tätig waren und 280.000 Arbeitsplätze geschaffen wurden, wie einem Bericht der ugandischen Tageszeitung ‚New Vision‘ zu entnehmen ist.

„Uganda kann das Handelsdefizit mit China ausgleichen, in dem es seine Exporte steigert und chinesische Investoren dem Land eine breitere industrielle Basis ermöglichen“, meint Lawrence Bategeka vom ‚Economic Policy Research Centre‘.

Hoffen auf Öleinnahmen

Die Ausbeutung der vor sechs Jahren entdeckten neuen Ölfelder und anderer Rohstoffe wird definitiv dafür sorgen, dass sich mehr Investoren für unser Land interessieren“, betont Arthur Nsiko, ein Berater der Investmentbank „African Alliance Uganda“. „Unser Öl wird auf jeden Fall dazu beitragen, das wir unser Handelsdefizit insgesamt abbauen und unsere Abhängigkeit von Ölimporten verringern können, die acht Prozent unserer Einfuhren ausmachen.“

Die „China National Offshore Oil Corporation“ (CNOOC) ist bereits an der Entwicklung der ugandischen Ölfelder beteiligt, und Uganda könnte den Prognosen zufolge 2014 mit der Ölproduktion beginnen. Gefördert werden sollen zunächst 10.000 Barrel am Tag. 2015 soll eine Raffinerie ihren Betrieb aufnehmen und bis zu 60.000 Barrel pro Tag produzieren. (Ende)

Titelbild: Das Mandela National Stadium zehn Kilometer außerhalb von Kampala wurde von chinesischen Bauunternehmen errichtet (Foto: Ronald Kabuubi/IPS)