Drücke „Enter”, um zum Inhalt zu springen.

Tsotso-Öfen sollen Bäume retten

Von Busani Bafana und Martin Sturmer | 11. Januar 2024

Kezi, Oberndorf bei Salzburg (IPS/afr). Simbabwe hat die höchste Entwaldungsrate im südlichen Afrika. Vor allem in ländlichen Gebieten sind die Menschen auf Brennholz zur Energiegewinnung angewiesen. Die energieeffizienten Tsotso-Öfen sollen dabei helfen, der Abholzung entgegenzuwirken.

Die Bäuerin Sehlisiwe Sibanda aus dem Dorf Kezi im Süden von Simbabwe kocht bereits seit fünf Jahren mit einem Tsotso-Ofen. Und dieser hat ihr Leben verändert: Früher musste sie mit ihrem Schubkarren wöchentlich riesige Holzscheite aus einem nahegelegenen Wald holen. Heute reichen ihr kleine Äste und Zweige.

Der Vorteil von Tsoto-Öfen steckt bereits  im Namen: Das Wort „Tsotso“ kommt aus dem Shona und bedeutet „Zweig”. Aufgrund ihrer Konstruktion sind Tsotso-Öfen effizienter als offene Feuerstellen. Eine isolierte Kammer und eine optimierte Luftzirkulation sorgen für hohe Hitze bei niedrigem Brennholzverbrauch.

“Der Ofen war mein Lebensretter”

Sibanda hat ihren Tsotso-Ofen selbst mit Lehmziegeln gebaut. Die beiden Kochplatten sind aus Eisenrädern gefertigt, die von einem alten Pflug stammen. Sibandas Tsotso-Ofen liefert genügend Energie, um Mahlzeiten für die fünfköpfige Familie zu kochen, Wasser zu erwärmen und die beliebten Scones zu backen.

„Der Ofen war mein Lebensretter”, erzählt Sibanda, “die Familie bekommt jetzt warme Mahlzeiten und hat jeden Tag heißes Badewasser.” Außerdem verdient sie sich durch den Verkauf von Scones an Schulen und an ihre Nachbarn ein gutes Zubrot.

Der Tsotso-Ofen wirkt sich auch positiv auf das Zusammenleben aus. Früher war Sibandas Haus durch die offene Feuerstelle stark verqualmt. Nun kann der Rauch durch ein Kaminrohr ins Freie entweichen. “Der Ofen hat uns zusammengebracht. Wenn ich nun koche oder backe, versammelt sich die ganze Familie in der Küche.”

Enormer Waldschwund

Sibandas Dorf ist nicht an das Stromnetz angeschlossen. Wie 98 Prozent der Menschen im ländlichen Simbabwe, sind die Bewohner*innen von Kezi auf Brennholz angewiesen. Die Folgen für den Waldbestand des Landes sind gravierend: Laut dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) verliert Simbabwe pro Jahr 327.000 Hektar seiner Wälder – nirgendwo im südlichen Afrika ist die Entwaldung stärker.

Offene Feuerstellen im Haus gefährden außerdem die Gesundheit. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die Luftverschmutzung in Haushalten weltweit für 3,2 Millionen Todesfälle jährlich verantwortlich, darunter 237.000 Kinder unter fünf Jahren.  

2,1 Stunden pro Tag für’s Sammeln von Brennholz

Sehilisiwe Sibanda ist von ihrem Tsotso-Ofen so angetan, dass sie nun andere Frauen im Ofenbau unterrichtet. Sibanda hat dazu ein Training bei der NGO “Hope for a Child in Christ” (HOCIC) besucht, die von Oxfam International unterstützt wird.

Lakiness Zimanyiwa von HOCIC weist darauf hin, dass durch die Öfen auch ein unnötiger Zeitverlust vermieden wird. Eine Studie der Weltbank zeigt, dass Haushalte in Afrika pro Tag durchschnittlich 2,1 Stunden aufwenden müssen, um Brennholz zu sammeln.

“Tsotso-Öfen verkürzen die Dauer, die Frauen zum Brennholzholen benötigen”, erklärt Zimanyiwa, “stattdessen können sie sich um andere wichtige Aufgaben kümmern, wie z. B. das eigene Einkommen durch den Verkauf von Scones zu verbessern.”

Erfinder lebt heute in Österreich

Als Erfinder des Tsotso-Ofens gilt David Hancock, der 1955 in Bulawayo geboren wurde und heute in Murau in der Steiermark lebt. Nach dreijähriger Entwicklungsarbeit am Development Technology Centre (DTC) der University of Zimbabwe präsentierte Hancock im Jahr 1987 seinen marktreifen Prototyp. Dieser war tragbar, aus Metall und Stahlblech gefertigt und hatte eine Isolierung mit dem Schichtsilikat Vermiculit zwischen der inneren und äußeren Wand.

Im Gespräch betont Hancock aber, dass sein Tsotso-Ofen nur entfernt mit den aktuellen Modellen zu tun hat: “Der Name Tsotso wird heute für jede Art von energiesparenden Öfen verwendet.” Unverändert geblieben ist allerdings die Notwendigkeit für Holzsparöfen: Hancock erinnert daran, dass bereits in den 1980er-Jahren von einer Brennholzkrise im südlichen Afrika gesprochen wurde. (Ende)

Titelbild: Sehlisiwe Sibanda mit Ästen und Zweigen, die sie für ihren Tsotso-Ofen verwendet. (Foto: Busani Bafana/IPS)