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Nigeria: Sintflut verschärft Hunger und Terror

Von Oritro Karim | 17. September 2024

New York (IPS/afr). Am 9. September brach der Alau-Damm zehn Kilometer südöstlich der Stadt Maiduguri im Nordosten von Nigeria. Zuvor hatten die wochenlangen, sintflutartigen Regenfälle den 1986 eröffneten Damm schwer beschädigt. 40 Prozent der Stadt wurden überflutet.  

Maiduguri ist die Haupstadt des Bundesstaates Borno im Nordosten von Nigeria, die Metropoloregion zählt rund zwei Millionen Einwohner*innen. Ali Ndume, ein Vertreter für Borno South, beschreibt das Ausmaß der Zerstörung: „Häuser, Institutionen, Behörden und Unternehmen wurden von den Fluten überschwemmt. Viele Menschen sind eingeschlossen.” Ndume fordert von der Regierung Sofortmaßnahmen: “Ich befürchte, dass sich die Situation noch verschlimmern könnte, wenn die Bundesregierung nicht sofort eingreift.”

Laut Berichten der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind etwa 40 Prozent von Maiduguri von Hochwasser überflutet, insgesamt sind über 240.000 Menschen betroffen. Wasserschäden haben zum Zusammenbruch wichtiger Infrastruktur geführt, darunter Brücken, Straßen, Stromversorgungssysteme, Gesundheitseinrichtungen und Schulen. 

Der Zonenkoordinator der National Emergency Management Agency (NEMA), Surajo Garba, teilte mit, dass etwa 23.000 Wohnhäuser unter Wasser stehen. Wie viele Menschen bei der Katastrophe ihr Leben verloren haben, ist noch unbekannt. NEMA-Sprecher Ezekiel Manzo schätzt, dass mindestens 30 Zivilist*innen getötet wurden.

Laut Ali Abatcha Don Best, Generaldirektor des Sanda Kyarimi Parks in Maiduguri, sind 80 Prozent der Tiere des Zoos in den Wassermassen umgekommen. Er fügte hinzu, dass Krokodile und giftige Schlangen in menschliche Siedlungen gespült worden seien, und forderte die Bevölkerung auf, wachsam zu sein.

Ernährungskrise und Boko Haram

Die Sintflut verschärft bereits bestehende humanitäre Krisen im bevölkerungsreichsten Staat Afrikas. Laut NEMA hat das Hochwasser erhebliche Schäden am Ackerland verursacht, etwa 110.000 Hektar sind davon betroffen. 

„Einige der von den Überschwemmungen betroffenen Gebiete in den Bundesstaaten Borno, Adamawa und Yobe sind mit einer Nahrungsmittel- und Ernährungskrise konfrontiert, die 4,8 Millionen Menschen betrifft und das Leben von 230.000 Kindern durch akute Unterernährung gefährdet“, erklärt Stéphane Dujarric, Sprecher von UN-Generalsekretär António Guterres.

Auch die Folgen für die Wirtschaft Nigerias sind beträchtlich. Nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) trägt die Landwirtschaft etwa 22,35 Prozent zum nigerianischen Bruttoinlandsprodukt bei.

Die Terrorgruppe Boko Haram nutzt das Desaster für Überfälle, da die Polizei mit der Versorgung von Flutopfern beschäftigt ist. Am 1. September fielen 50 Extremisten auf Motorrädern im Dorf Mafa im Bundesstaat Yobe ein, der östlich an Borno angrenzt. Die Terroristen steckten Häuser in Brand und eröffneten das Feuer auf Besucher*innen des Markts. Laut Polizeisprecher Dungus Abdulkarim kamen bei dem Terrorakt mindestens 100 Menschen ums Leben. Viele Dorfbewohner*innen werden immer noch vermisst.

Die UNO, das Welternährungsprogramm (WFP) und andere humanitäre Organisationen versuchen vor Ort bestmöglich Hilfe zu leisten. Ihnen läuft allerdings die Zeit davon: Denn der mit 927 Millionen Dollar dotierte Hilfsplan für Nigeria ist erst zu 46 Prozent finanziert. (Ende)

Titelbild: Überflutungen in Lagos, Nigeria (Archivbild, Foto: Shutterstock)