Von Yun Shi, Africa Renewal* | 27. Dezember 2019
New York (AR/afr). Catherine Oshotse, eine 27-jährige Unternehmerin aus Lagos, hat ihren Erfolg ihrem Einfallsreichtum und dem Internet zu verdanken. Bereits mehr als 1.000 Kunden aus der ganzen Welt kaufen in ihrem Online Shop ein, der sich auf Haarverlängerungen und Damenhandtaschen spezialisiert hat.
„Sie gehen einfach auf meine Website und klicken auf den Artikel, den Sie kaufen möchten“, erklärt Catherine Oshotse im Interview mit dem UN-Magazin Africa Renewal. „Ich erhalte eine E-Mail, dass jemand eine Bestellung aufgegeben hat, dann liefere ich das Paket aus. Sehr einfach!“
Online Shopping setzt in ganz Afrika zum Höhenflug an. Schätzungen zufolge sind in der Branche auf dem gesamten Kontinent über 260 Startups in mindestens 23 Ländern aktiv. Durch den Online-Handel entsteht ein erhebliches Potenzial für die Schaffung neuer Arbeitsplätze – bis ins Jahr 2025 soll es im E-Commerce drei Millionen Jobs geben.
Die UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD) schätzt in ihrem B2C E-Commerce Index, dass es im Jahr 2017 mindestens 21 Millionen Online-Käufer aus Afrika gab. Die Hälfte davon kamen aus den digitalen Löwenstaaten Nigeria, Südafrika und Kenia.
Gemessen an der Gesamtbevölkerung von 1,27 Milliarden Menschen ist der Anteil der Online-Käufer noch klein. Die Zuwachsraten geben aber Hoffnung: Seit 2014 steigt die Anzahl der Internet Shopper in Afrika jährlich um 18 Prozent und damit deutlich über Weltdurchschnitt von zwölf Prozent. Vor allem Menschen auf dem Land können nun über das Internet Waren bestellen, für die sie sonst in die urbanen Zentren reisen müssten.
Wenig Vertrauen in afrikanische Online-Händler
Allerdings steht die E-Commerce-Branche auch vor Hindernissen. Der B2B E-Commerce Index der UNCTAD hat 151 Volkswirtschaften weltweit danach gereiht, wie günstig die jeweiligen Voraussetzungen für den Online-Handel sind. Zu den Kriterien zählen etwa die Verfügbarkeit von sicheren Servern oder die Verlässlichkeit des Postversands.
Als bestes afrikanisches Land landete Mauritius in dem Index auf Platz 55. Nigeria und Südafrika sind mit den Rängen 75 und 77 noch im Mittelfeld zu finden. Unter den zehn letzten Plätzen liegen neun afrikanische Staaten. Das absolute Schlusslicht ist Niger, davor befinden sich der Tschad und Guinea.
Zu den Herausforderungen zählen langsame und teure Internetverbindungen, die unzureichende Infrastruktur und die schwache Lieferlogistik. Der Verbraucherschutz ist in den meisten Ländern kaum oder gar nicht vorhanden, wodurch das Vertrauen zwischen Verkäufer und Käufer beeinträchtigt wird.
Das fehlende Vertrauen hat Auswirkungen auf den Zahlungsverkehr: Während das mobile Bezahlen in anderen Lebensbereichen bereits Fuß gefasst hat, ist im afrikanischen Online-Handel nach wie vor die Lieferung auf Nachnahme beliebt. Das erschwert allerdings den grenzüberschreitenden Warenverkehr.
Außerdem entsprechen viele afrikanische Online-Händler nicht den strikten Vorgaben von globalen Zahlungsanbietern. Dadurch bleibt afrikanischen Internet Shops häufig der Zugang zu westlichen Konsumenten verwehrt.
Als ein Gamechanger könnte sich aber die Afrikanische Freihandelszone (AfCFTA) erweisen, die 2020 den Handel aufnehmen wird. Mit einem Markt von derzeit 1,27 Milliarden Verbrauchern gilt die AfCFTA als größter Handelsblock der Welt. Bis 2030 soll diese Zahl auf 1,7 Milliarden steigen.
Catherine Oshotse jedenfalls sieht für ihren Online Shop eine rosige Zukunft. Wenn die Rahmenbedingungen endlich passen, kann Cathy’s Collection durch die Decke gehen. (Ende)
*Die Autorin ist Redakteurin bei unserem Partnermagazin Africa Renewal der Vereinten Nationen. Der englischsprachige Originalbeitrag ist in der Ausgabe Dezember 2019-März 2020 erschienen.
Titelbild: In Nigeria kaufen immer mehr Konsumenten über das Internet ein – allerdings fehlt es häufig am Vertrauen in die Händler. (Bild: Shutterstock.com)