Von Busani Bafana | 22. Juni 2017
Bulawayo (IPS/afr). Die Wüstenbildung hat ein enormes Ausmaß erreicht und gefährdet die Ernährungssicherheit von Millionen von Menschen. Afrikanische Bauern wie Margaret Gauti Mpofu aus Simbabwe oder Yacouba Sawadogo aus Burkina Faso haben der Desertifikation den Kampf angesagt.
Jeden Morgen marschiert die Bäuerin Margaret Gauti Mpofu (54) zu ihrem 5.000 Quadratmeter großen Grundstück in Hyde Park, etwa 20 Kilometer westlich der Stadt Bulawayo. Aus einem 20-Liter-Plastikeimer streut Mpofu gekonnt Kuhmist unter das Blattgemüse und die Zwiebeln.
Zur Bewässerung verwendet Margaret Mpofu behandeltes Abwasser, geht dabei aber äußerst behutsam vor: „Bei jeder Bewässerung verliert die Erde an Fruchtbarkeit, weil der wertvolle Oberboden weggeschwemmt wird“, erklärt sie.
Mpofus Art, ihr Feld zu bestellen, ist nur ein winziger Beitrag im Kampf gegen das globale Problem der Wüstenbildung. Der Prozess bezeichnet die Verödung von Land in wasserarmen, halbtrockenen und trockenen Gebieten. Bei der Ausbreitung der Desertifikation spielen landwirtschaftliche Praktiken – wie etwa Brandrodung, falsche Bewässerung oder Überweidung – und der Klimawandel eine große Rolle.
Desertifikation befeuert Migration
Die rapide Wüstenbildung hat enorme Auswirkungen auf die Ernährungssicherheit des Planeten. Weltweit leben mehr als 2,6 Milliarden Menschen von der Landwirtschaft. Laut dem Übereinkommen der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD) ist bereits die Hälfte aller Agrarflächen rund um den Erdball von Verödung betroffen.
Und es soll noch viel schlimmer kommen: Nach UNCCD-Angaben verliert die Erde jedes Jahr zwölf Millionen Hektar an Ackerland, das sind 23 Hektar pro Minute. 1,5 Milliarden Menschen in über 100 Ländern sind von der voranschreitenden Desertifikation betroffen. Die ökonomischen Kosten der Misere belaufen sich auf 490 Milliarden US-Dollar pro Jahr.
Der Entzug von Lebensräumen durch Landverödung gilt auch als wesentlicher Faktor für die wachsende Migration. Der diesjährige ‚Welttag für die Bekämpfung der Wüstenbildung und der Dürre‘ am 17. Juni stand daher ganz im Zeichen dieser Problematik.
Weltweit ist die Zahl von Migranten von 222 Millionen im Jahr 2010 auf 244 Millionen im Jahr 2015 gestiegen, zeigt eine Statistik der Vereinten Nationen. Laut UNCCD ist der Anstieg eine Folge von Umweltzerstörung, fehlender Ernährungssicherheit, politischer Instabilität und Armut.
„Migration ist ein Anzeichen für das wachsende Gefühl der Hoffnungslosigkeit, das aufgrund von fehlenden Wahlmöglichkeiten oder den Verlust des Lebensunterhalts entsteht,“ sagt UNCCD-Exekutivsekretärin Monique Barbut. Sie plädiert daher für deutlich mehr Investitionen in den Agrarsektor, um auch das hohe Beschäftigungspotenzial der Landwirtschaft zu entfesseln.
Yacouba Sawadogo und sein grünes Wunder
Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat im Jahr 1994 beschlossen, jährlich am 17. Juni den ‚Welttag für die Bekämpfung der Wüstenbildung und der Dürre‘ zu begehen. Das globale Symposium zum Welttag fand heuer in Burkina Faso statt.
In dem westafrikanischen Land hat der Landwirt Yacouba Sawadogo eindrucksvoll demonstriert, wie auf totem Land neues Leben entstehen kann. Der Mitsiebziger aus dem Dorf Gourga im Norden von Burkina Faso hat in den letzten 30 Jahren ein blühendes Paradies erschaffen. Auf der 15 Hektar großen Fläche, die Mitte der 1980-er Jahre als völlig unfruchtbar galt, wachsen heute 60 verschiedene Bäume und Sträuche.
Sawadogo gilt spätestens seit der Dokumentation ‚The Man Who Stopped the Desert‘ des britischen Filmemachers Mark Dodd als Legende. Die Grundlage für Sawadogos Erfolgrezept bildet die traditionelle Anbautechnik Zaï. Dabei werden Löcher in den harten Boden gegraben, in denen sich während der Regenzeit Wasser sammelt und der Aussaat Feuchtigkeit spendet.
Yacouba Sawadogo hat das Zaï-System entscheidend verbessert. Er gräbt größere Löcher und füllt sie mit Kompost auf, um die Feuchtigkeit besser speichern zu können. Die Qualität des Komposts wird durch den Einsatz von Termiten erhöht. Niedrige Steinreihen regulieren den Wasserfluss während der Regenzeit, damit das Oberflächenwasser besser aufgenommen werden kann.
Nach Angaben von Le Monde Diplomatique wird die von Sawagodo entwickelte Technik in der Zwischenzeit von Hunderttausenden Bauern in der Sahelzone angwendet. In Burkina Faso und den Nachbarstaaten Niger und Mali wurden dadurch Millionen Hektar Ödland in fruchtbare Gebiete verwandelt.
In der Dokumentation ‚The Man Who Stopped the Desert‘ streut der Geograf Chris Reij von der Freien Universität in Amsterdam Sawadogo Rosen: „Yacoubas Alleingang hat einen größeren Effekt für den Boden- und Wasserschutz im Sahel erzielt als alle nationalen und internationalen Forschungsprogramme zusammen.“
Nicht nur das: Yacouba Sawadogo hat mit seinem Ansatz für Ernährungssicherheit gesorgt und damit auch ein Rezept gegen die Migration gefunden. Während der Hungersnot im Sahel in den 1970-er und 1980-er Jahren wanderte ein Viertel der Dorfbevölkerung im nördlichen Burkina Faso in die Städte ab. Laut Chris Reij hat seit Einführung des verbesserten Zaï-Systems im Jahr 1985 keine Familie mehr die Region verlassen. (Ende)
Titelbild: Margaret Gauti Mpofu düngt die Pflanzen auf ihrer Farm in Hyde Park bei Bulawayo mit Kuhmist. (Foto: Busani Bafana/IPS)