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Gefährliche Lebensmittel durch Klimawandel

Von Albert Oppong-Ansah | 25. Oktober 2019

Nkoranza (IPS/afr). Adwoa Frimpomaah macht sich große Sorgen. Die Bäuerin aus dem Dorf Dandwa nahe der Stadt Nkoranza befürchtet, dass ihre beiden Kinder mit Aflatoxinen verseuchte Maiskörner gegessen haben. Die Giftstoffe sind eine ernste Gefahr für die Gesundheit. Durch den Klimwandel breiten sie sich immer weiter aus.

„Schau mal“, sagt Frimpomaah aufgeregt und zeigt auf die Maiskolben am Boden. „Ich habe diesen Mais erst vor einer Woche geerntet. Aber die Körner sind bereits braun verfärbt oder überhaupt verfault.“

Für die Forscherin Rose Omari vom Rat für wissenschaftliche und industrielle Forschung (CSIR) in der Hauptstadt Accra scheint der Fall klar. Die Verfärbungen auf dem Mais weisen eindeutig auf eine Verunreinigung durch Aflatoxine hin. Die Giftstoffe werden von zwei Schimmelpilzarten der Gattung Aspergillus gebildet.

Aflatoxine haben eine karzinogene Wirkung. Eine längerfristige, orale Aufnahme von Aflatoxinen kann zu Krebserkrankungen vor allem in Leber und Magen führen. Beim Einatmen der Giftstoffe wurden auch Lungenkrebserkrankungen beobachtet.

Wissenschaftler haben festgestellt, dass in Ghana vor allem Grundnahrungsmittel wie Mais, Erdnüsse, Hirse und Sorghum einen hohen Anteil von Aflatoxinen aufweisen. Den meisten Menschen in dem westafrikanischen Land haben aber von Aflatoxinen noch nie etwas gehört bzw. wissen sie nichts bis wenig über die mit ihnen verbundenen Gesundheitsrisiken.

Verunreinigte Kindernahrung

Eine US-Studie hat bereits vor zehn Jahren vor der wachsenden Gefahr gewarnt. Damals waren bereits vier Milliarden Menschen in Entwicklungsländern wiederholt in Kontakt mit Aflatoxinen. 40 Prozent aller Erkrankungen in diesen Ländern waren auf den Verzehr der Giftstoffe zurückzuführen.

Rose Omari weist daraufhin, dass vor allem Kinder zunehmend betroffen sind. „Es ist eine Tatsache, dass Kinder in Subsahara-Afrika sehr früh Aflatoxinen ausgesetzt sind – die Giftstoffe werden bereits in der Gebärmutter und später über die Muttermilch aufgenommen.“

Auch „Weanimix“ – das populäre Nahrungsmittel für Kinder aus Bohnen, Erdnüssen und Mais – sei großteils durch Aflatoxine verunreinigt, so Omari. Ihre eigene Untersuchung habe gezeigt, dass 64 Prozent aller Weanimix-Proben mit den Giftstoffen kontaminiert waren.

Ideale Temperaturen für Wachstum

Für Omari ist klar, dass die verseuchten Produkte vom Markt genommen werden müssen. Allerdings sieht die Praxis anders aus. Maisproduzenten sind stark unter Druck geraten und bleiben häufig den Kolben sitzen.

Die Bauern verkaufen den Mais zu günstigen Preisen an Händler, welche diesen unter gesunde Körner mischen. Dadurch breitet sich die Verseuchung immer stärker aus – für verdächtige landwirtschaftliche Produkte aus Ghana droht mittlerweile sogar ein Exportverbot.

Aflatoxine finden in Ghana die idealen Bedingungen für ihr Wachstum vor. Die Schimmelpilze gedeihen bei konstanten Temperaturen zwischen 18 und 42 Grad Celsius.

Alle Prognosen deuten auf eine weitere Erwärmung hin und damit eine noch stärkere Ausbreitung von Aflatoxinen hin. Seit dem Jahr 1960 ist die durchschnittliche Jahrestemperatur in Ghana um ein Grad Celsius angestiegen.

Biopestizid soll Schimmelpilz vertreiben

Gibt es einen Ausweg aus der Misere? Die Bekämpfung von Aflatoxinen durch die Konsumenten selbst gilt als nahezu unmöglich. Schimmelpilzgifte sind weitgehend hitzestabil. Sie können also bei der Nahrungsmittelverarbeitung z. B. durch Kochen und Backen nicht zerstört werden.

Hoffnung kommt allerdings vom „International Institute for Tropical Agriculture“ (IITA) in Ibadan, Nigeria. Dort haben Wissenschafter ein vielversprechendes Biopestizid entwickelt. „Aflasafe“ wird aus vier Pilzen hergestellt, die in Ghana beheimatet sind, aber gegen Aflatoxine immun sind.

IITA-Mitarbeiter Daniel Agbetiameh erklärt, dass Aflasafe vor der Ernte angewendet werden muss. Es verdränge dann die Schimmelpilze, in dem es deren Raum besiedle. Mit einem Kilo Aflasafe könne eine Fläche von 1.000 Quadratmetern geschützt werden. (Ende)

Titelbild: Adwoa Frimpomaah befürchtet, dass ihre Familie regelmäßig mit Aflatoxinen verunreinigte Nahrungsmittel zu sich nimmt. (Foto: Albert Oppong-Ansah/IPS)