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Botswana: Wachstumsmotor Landwirtschaft

Von Ngala Killian Chimtom | 23. Dezember 2015

Durban (IPS/afr). Beauty Manake zeigt ihr strahlendstes Lächeln. Die 31-Jährige aus Botswana züchtet auf eigenen Farmen Gemüse und Vieh und leitet eine Beratungsfirma für Agrarunternehmer. Dabei hatte sie gar nicht geplant, Bäuerin zu werden. Ihr Optimismus wird von der UN-Wirtschaftskommission für Afrika (UNECA) geteilt, die den Agrarsektor als Wachstumsmotor des Kontinents sieht.

2007 machte Beauty an der Universität von Botswana ihren Abschluss in Wirtschaftsinformatik und fand eine gut bezahlte Stelle als Systemtechnikerin. Doch nur zwei Jahre später kündigte sie, um Landwirtschaft zu betreiben. „Ich erkannte, dass meine Mutter vier Mal so viel verdiente wie ich, obwohl sie nicht einen Tag lang zur Schule gegangen war“, erzählt sie. „Warum also sollte ich weiter als Angestellte arbeiten, wenn ich auf einer Farm mein eigener Chef wäre und schnell eine Menge Geld verdienen könnte?“

Beauty zog im Jahr 2009 auf ein 35 Hektar großes Landgut, das acht Kilometer von ihrem Heimatdorf Bobonong im Zentrum von Botswana entfernt ist. „Ich baue das ganze Jahr über abwechselnd Tomaten, Paprika und Kohl an“, berichtet sie. Inzwischen besitzt sie auch mehr als 250 Obstbäume, von denen sie Mangos, Zitrusfrüchte, Pflaumen und Litschis erntet. Etwa 550 Kilometer von ihrer Kungo-Farm entfernt begann sie außerdem auf der 3.600 Hektar großen Farm ‚Pii Jena‘ Rinder zu züchten. Mittlerweile gehören ihr etwa 500 Stück Vieh.

Klimawandel stellt Bauern vor große Herausforderungen

Wie viele andere Bauern in dem trockenen Land im südlichen Afrika ist sie allerdings mit den Folgen des Klimawandels konfrontiert, die ihr oft genug einen Strich durch die Rechnung machen. „Jedes Jahr passiert etwas anderes. In diesem Jahr gab es keine Frostschäden, dafür haben wir gerade eine Hitzewelle erlebt“, sagte sie. „Alles wird mit einem Mal vernichtet, und keine Versicherung zahlt. Man muss immer wieder neue Pflanzen und Dünger kaufen. Trotzdem bin ich davon überzeugt, dass die Landwirtschaft ein Wachstumspotenzial hat. Wenn die Leute ständig essen, warum sollen wir dann nicht daran verdienen?“

Wie viel Profit sie aus den Farmbetrieben ziehen kann, will Beauty Manake nicht verraten. Immerhin bedauert sie es nicht, ihren Bürojob aufgegeben zu haben. „Im Agrarsektor steckt Geld“ , meint sie.

Auch das Wirtschaftsförderprogramm Neue Partnerschaft für Afrikas Entwicklung (NEPAD) sieht eine Steigerung der landwirtschaftlichen Erträge und die Schaffung von Wertschöpfungsketten als realistischen Weg, der den Kontinent zu einer nachhaltigen Entwicklung führen kann.

„Die Agrarwirtschaft und die Agrarindustrie tragen mehr als 30 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt und erheblich zu den Exporteinnahmen bei“, sagt die NEPAD-Programmdirektorin Estherine Fotabong. Frauen produzierten einen großen Teil der Nahrung in Afrika, erklärt sie. Daher sei es notwendig, ihre Rechte soweit zu stärken, dass sie wirtschaftliche Chancen im Landwirtschaftssektor wahrnehmen könnten.

 Agrarsektor durch mangelnde Infrastruktur geschwächt

Als großes Problem sieht die Expertin allerdings den Verlust von etwa 40 Prozent der in Afrika erzeugten Nahrungsmittel aufgrund der unzureichenden Infrastruktur. Daher fordert sie den Bau neuer Straßen, Lagerhäuser und Verarbeitungsanlagen.

Nach Überzeugung der UN-Wirtschaftskommission für Afrika (UNECA) wird die Fortsetzung des Wirtschaftswachstums in Afrika entscheidend vom Agrarsektor abhängen. In den vergangenen zehn Jahren ist das Bruttoinlandsprodukt um durchschnittlich fünf Prozent gewachsen. Wenn sich dieser Trend fortsetze, könnten sich die Wachstumsraten der afrikanischen Staaten nach Einschätzung von UNECA bis zum Jahr 2030 verdreifachen und bis 2050 sogar versiebenfachen. Damit würde selbst die Wirtschaftsleistung Asiens in den Schatten gestellt.

Die Argumente sprechen somit für eine Transformation des Kontinents, insbesondere im Landwirtschaftsbereich. UNECA sieht die Möglichkeit einer sofortigen Wertsteigerung durch eine rohstoffbasierte Industrialisierung, die Verbindungen zu anderen Wirtschaftsbranchen nutzt. Eine derartige Industrialisierung könnte demnach neue Arbeitsplätze schaffen und vielen Bewohnern ländlicher Gebiete einen Weg aus der Armut ermöglichen. (Ende)

Titelbild: NEPAD-Managerin Estherine Fotabong (Mitte) begutachtet landwirtschaftliche Produkte auf der Conference for Women in Agribusiness in Durban. (Foto: Ngala Killian Chimtom/IPS)