Von Amos Fernando | 10. April 2019
Beira (IPS/afr). Mitte März hat der Zyklon Idai rund 90 Prozent der städtischen Infrastruktur der Hafenstadt Beira ruiniert. Krankenhäuser, Schulen und Geschäfte wurden Opfer der Katastrophe. Der Wiederaufbau der viertgrößten Stadt des Landes, die vor Idai rund 600.000 Einwohner zählte, wird Jahre dauern.
Der Zyklon, der mit einer Geschwindigkeit von 180 bis 200 Stundenkilometern über das zentrale Mosambik hinwegfegte, und die anschließenden Regenfälle haben nach offiziellen Angaben bislang 602 Todesopfer gefordert.
Landesweit sind mehr als 168.000 Familien betroffen, von denen die meisten in provisorischen Lagern in der Provinz Sofala leben. Der Großteil dieser Familien stammt aus Beira. Sie haben ihren gesamten Besitz verloren.
Die ehemalige First Lady des Landes, Graça Machel, sagte im Rahmen einer Pressekonferenz: „Es ist schmerzlich zu sagen, dass Beira als erste Stadt in die Geschichte eingehen wird, die völlig vom Klimawandel zerstört wurde.”
15.000 Menschen vermisst
Über das genaue Ausmaß der Katastrophe herrscht weiter Unklarheit. Umweltminister Celso Correia, der die Hilfeleistungen für Beira koordiniert, befürchtet, dass die Opferzahlen weiter steigen werden. „Es gibt keine genauen Zahlen”, sagt Correia. „Sie können sich jederzeit ändern, weil ständig neue Opfer entdeckt werden.“
Noch immer gelten rund 15.000 Menschen als vermisst. In der ebenfalls schwer getroffenen Stadt Búzi, dass etwa 200 Kilometer von Beira entfernt liegt, mussten hunderte Menschen tagelang auf Hausdächern oder Bäumen ausharren. Helfer vermuten, dass viele von ihnen von den Wassermassen der Flüsse Búzi und Pungue mitgerissen wurden.
Laut dem Nationalen Institut für Katastrophenschutz (INGC) wurden landesweit 3.140 Klassenzimmer beschädigt, mehr als 90.000 Schülerinnen und Schüler sind betroffen. In den Provinzen Sofala, Manica und Sambezia wurden 45 Spitäler zerstört.
Enorme Solidarität im ganzen Land
Mittlerweile sind zahlreiche nationale und internationale Hilfsorganisationen vor Ort. Im ganzen Land ist die Solidarität mit den Opfern enorm: „Es ist das erste Mal, dass ich eine starke Solidaritätsbewegung unter den Mosambikanern erlebt habe“, sagte der ehemalige Präsident Joaquim Chissano.
In Beira wird alles unternommen, um die Infrastruktur wieder instand zu setzen. Der Zyklon hat Stromkabeln und Telekommunikationsleitungen zerstört, die Bundesstraße Nr. 6 wurde stark beschädigt. Die Hafenstadt war tagelang vom Rest der Welt abgeschnitten.
Einige Stadtteile können mittlerweile mit Strom aus Generatoren notversorgt werden. In Schulen mit geringer Beschädigung wurde der Unterricht wieder aufgenommen. Auch die Versorgung mit Wasser klappt teilweise wieder.
Die Lage vieler Stadtbewohner sei aber nach wie vor besorgniserregend, meint Bürgermeister Daviz Simango: „Beira ist zerstört. Wir müssen etwas tun – denn es gibt viele Betroffene, die ohne Nahrung auskommen müssen, obdachlos und mittellos sind und keine Hoffnung haben.“
Impfaktion gegen Cholera
Sorge bereitet vor allem die steigende Seuchengefahr. Die Angst vor der Ausbreitung der Cholera nimmt zu. Die Stadtverwaltung von Beira hat bereits erste Todesfälle bestätigt.
In den letzten Tagen wurden mehr als 745.000 Menschen in Beira und in anderen betroffenen Gebieten gegen Cholera geimpft, berichtet die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Allerdings tritt der Impfschutz erst nach sieben Tagen ein.
Simango appellierte daher an die Bevölkerung, weiter vorsichtig mit dem Wasser umzugehen und es vor dem Trinken zu behandeln. „Wir haben den Zyklon Idai überlebt – da macht es keinen Sinn, dass wir an Cholera sterben”, so der Bürgermeister. (Ende)
Titelbild: Menschen aus Beira strömen in die provisorischen Lager in der Provinz Sofala. (Bild: Andre Catuera/IPS)