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Kreislaufwirtschaft: Kampf dem Plastikmüll

Von Aimable Twahirwa | 16. Dezember 2022

Kigali (IPS/afr). Expert*innen sind sich einig, dass afrikanische Volkswirtschaften innovative Ansätze wie jenen der Kreislaufwirtschaft brauchen, um mit der rapiden Zunahme an Plastikmüll fertig zu werden. Abfälle aus Plastik sollen sich weltweit in den nächsten 40 Jahren verdreifachen – mit enormen Auswirkungen für Millionen von Menschen in Afrika.

Regierungsvertreter*innen, Forscher*innen und Aktivist*innen der Zivilgesellschaft haben beim World Circular Economy Forum (WCEF) in der ruandischen Hauptstadt Kigali eine noch junge internationale Initiative in den Fokus gerückt: Die High Ambition Coalition to End Plastics Pollution wurde im August 2022 mit dem Ziel gegründet, die Plastikverschmutzung bis 2040 zu beenden.

„Das Problem der Plastikverschmutzung hat ein Krisen-Niveau erreicht, und es ist an der Zeit, die Umweltsünder*innen zur Rechenschaft zu ziehen“, sagt Zaynab Sadan, Afrika-Koordinatorin für Plastikpolitik beim World Wildlife Fund (WWF), gegenüber der Nachrichtenagentur IPS.

Die neuesten Schätzungen des UN-Umweltprogramms (UNEP) zeigen, dass etwa sieben der 9,2 Milliarden Tonnen Kunststoff, die zwischen 1950 und 2017 weltweit produziert wurden, zu Abfällen geworden sind. Jede Minute werde eine Plastikmenge, die der Kapazität eines Müllwagens entspricht, in die Ozeane gekippt.

Abfallberge wachsen und wachsen

Naturschützer*innen führen ins Treffen, dass die Verschmutzung mit Plastikabfällen Lebensräume und natürliche Prozesse entscheidend verändert hat. So hat sie die Fähigkeit der Ökosysteme verringert, sich an den Klimawandel anzupassen. Dadurch wurden die Lebensgrundlagen, die Nahrungsmittelproduktion und das soziale Wohlergehen von Millionen von Menschen beeinträchtigt. Die Länder in Subsahara-Afrika sind dabei am stärksten vom Plastikfluch betroffen.

Laut Expert*innen liegt der Schlüssel zu einer Kreislaufwirtschaft in Afrika darin, das offene Abladen und Verbrennen von Abfällen auf dem Kontinent zu beseitigen und die Nutzung von Abfällen als Ressource für die Wertschöpfung sowie zur Schaffung von Arbeitsplätzen zu fördern.

Der Kampf gegen Plastik könnte dabei ein durchaus einträgliches Geschäft werden: Die globalen Bemühungen, Afrikas Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft auf nationaler, regionaler und kontinentaler Ebene voranzutreiben, sollen bis 2030 weltweit 4,5 Billionen US-Dollar generieren.

Die Notwendigkeit einer solchen Transformation scheint dringlicher denn je: Der Bericht Global Plastics Outlook 2022 der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) prognostiziert, dass sich die Plastikabfälle in den nächsten 40 Jahren verdreifachen werden. 2019 fielen weltweit 460 Millionen Tonnen Plastikabfälle an, 2060 sollen es 1,23 Milliarden Tonnen sein. Dabei machen die Produktion von Einwegkunststoffen für Verpackungen und Konsumgüter rund die Hälfte des Problems aus.

Vorbild Ruanda

Um dem rapiden Wachstum des Müllberges entgegenzuwirken, besteht Zaynab Sadan darauf, dass afrikanische Länder den informellen Sektor in die Recycling- und Abfallwirtschaft integrieren müssen. „Es besteht ein dringender Bedarf, die Abfallsammlung und das Management auf Deponien zu verbessern“, sagt die WWF-Vertreterin.

Als Vorbild in Afrika gilt Ruanda: Bereits 2008 hat die Regierung Plastiktüten verboten, seit 2018 wird Elektroschrott in einer Recycling-Anlage wiederverwertet. Ruandas Ziel ist es, bis zum Jahr 2050 über eine CO2-neutrale Wirtschaft zu verfügen. 

Ruandas Umweltministerin Jeanne d’Arc Mujawamariya betont aber, dass sich die Regierung nicht auf den Lorbeeren ausruhen werde: “Trotz dieser Errungenschaften gibt es immer noch Mängel”, sagt Mujawamariya, “die unsachgemäße Abfallbewirtschaftung haben schwerwiegende Auswirkungen auf unser Land.“

Internationale Allianz gegen Plastikmüll

Die High Ambition Coalition to End Plastics Pollution setzt sich für die Entwicklung ehrgeiziger internationaler und rechtsverbindlicher Instrumente ein, die wirksame Maßnahmen entlang des gesamten Lebenszyklus von Kunststoffen gewährleisten sollen. Ein entsprechendes Abkommen ist in Vorbereitung.

Die internationale Koalition gegen Plastikmüll steht unter dem gemeinsamen Vorsitz von Ruanda und Norwegen, 43 weitere Staaten und die Europäische Union sind bislang der Allianz beigetreten. Neben Ruanda haben sich in Afrika auch Senegal, Ghana, die Seychellen, Kap Verde, Burkina Faso und Mali angeschlossen.

Koordiniert werden die Aktivitäten vom Norweger Erlend Arneson Haugen. Dieser fordert, dass das Abkommen u.a. konkrete Bestimmungen zur Minimierung und zum umweltgerechten Recycling von Kunststoffabfällen beinhalten müsse. (Ende)

Titelbild: Plastikmüll am Strand der Insel Wasini, Kenia (Foto: Shutterstock.com)