Von Justus Wanzala | 19. Mai 2020
Busia (IDN/afr). Es ist ein heißer Nachmittag am Busbahnhof im Marktzentrum von Mugatsi im Busia County im Westen von Kenia. Viele Reisende stehen an, um sich die Hände zu waschen. Jede Person hält Abstand und wartet geduldig, bis sie an der Reihe ist.
Das Händewaschen vor der Benützung von öffentlichen Verkehrsmitteln ist eine vorgeschriebene Maßnahme zur Eindämmung der Corona-Krise vorgeschrieben. Die Reinigungsstation am Mugatsi-Markt ist allerdings eine Neuheit: Aus dem Eimer fließen Wasser und Flüssigseife direkt in die Hände des Benutzers. Bedient wird die Vorrichtung mit zwei Fußpedalen. Dadurch wird sichergestellt, dass die Passagiere nichts berühren müssen.
Die Vorrichtung wurde von zwei jungen Burschen aus der Umgebung erfunden. Ihre Namen sind Bernard Dindi und Christopher Butsunzu. Beide haben zwar die Highschool besucht, verfügen aber über keinerlei technische Ausbildung. Die Idee kam ihnen, als sie Ausbruch von COVID-19 in Kenia am die Herausforderungen für die notwendige Hygiene erkannt hatten.
Das Duo bekräftigt, dass ihre Innovation das Risiko einer Ansteckung im Vergleich zu herkömmlichen Hygiene-Möglichkeiten entscheidend senke. „Wenn Menschen ihre Hände waschen oder desinfizieren, müssen sie die Flaschen mit Desinfektionsmittel und die Wasserhähne berühren. Wir sehen dabei die Gefahr, dass sie sich dabei mit dem Virus infizieren und es verbreiten,“ erklärt Bernard Dindi.
Lob von allen Seiten
Dindi und Butsunzu haben die ihren erste Waschstation am Busbahnhof kostenlos installiert, obwohl sie dafür 10.000 Kenia-Schilling (86 Euro) und mehrere Tage Arbeit investieren mussten. „An diesem Platz mit hohem Menschenaufkommen dachten wir, dass das Gerät hilfreich sei“, sagt Dindi.
Ihre Hygiene-Vorrichtung wird von vielen Menschen gelobt. „Ich habe sie seit der Installation täglich benutzt“, sagt die Händlerin Anne Nekesa, „ich finde die Bedienung einfach sehr bequem.“ Und der Busunternehmer John Wandera ergänzt: „Wir sind amüsiert über die Technologie, die diese Jugendlichen entwickelt haben. Das ist so beeindruckend, und wir freuen uns darüber. Wir fühlen uns sicher, wenn wir unsere Hände waschen können.“
Auch der öffentlichen Verwaltung ist die Innovation nicht verborgen geblieben. Isaac Omeri, Chief Officer für Gesundheit und Hygiene im Landkreis Busia, unterstreicht ihre hohe Sinnhaftigkeit: „Das ist eine einzigartige Vorrichtung, die die Wahrscheinlichkeit minimiert, dass sich jemand beim Waschen der Hände mit dem Virus infiziert.“
Omeri hat bereits sechs der Geräte gekauft, die an verschiedenen Plätzen im County platziert wurden. Beflügelt von der positiven Resonanz wollen Dindi und Butsunzu ihre Neuheit nun landesweit vertreiben.
Studierende entwickeln Beatmungsgerät
Auch die etablierten Forschungseinrichtungen des ostafrikanischen Staates arbeiten im Kampf gegen das Coronavirus an Innovationen. So haben 16 Studierende der Kenyatta University etwas außerhalb von Nairobi ein Beatmungsgerät entwickelt. Dem kenianischen Gesundheitssystem stehen bislang nur wenige Geräte zur Verfügung.
„Tiba Vent“ (tiba ist Swahili und bedeutet Medizin oder Therapie) versorgt die Lungen von Corona-Patienten mit Luft aus einem Sauerstofftank. Ein angeschlossener Befeuchter sorgt für die ausreichende Feuchtigkeit der Beatmung. Der Vizekanzler der Universität, Paul Wainaina, sagt, dass die Universität 50 Beatmungsgeräte pro Woche produzieren könne.
Am „Kenya Medical Research Institute“ (KEMRI) in Nairobi wiederum ist die Herstellung von eigenen PCR-Schnelltests nach Angaben des Instituts bereits weit fortgeschritten. Außerdem wird am KEMRI an Medikamenten und an einem Impfstoff geforscht. Die angeschlossene Produktionsabteilung hat bereits mehr als 100.000 Liter Händedesinfektionsmittel hergestellt.
Staatliche Maßnahmen
Kenia hat seit der Bekanntgabe des ersten Infektionsfalls am 13. März noch relativ wenige Corona-Fälle verzeichnet. Mit Stand 18. Mai wurden 912 Infektionen registriert, 50 Menschen sind verstorben. 336 Menschen gelten als genesen.
Die Regierung verfolgt eine umfassende Eindämmungsstrategie. Kurz nach Auftreten der ersten Fälle wurden die Schulen gesperrt. Staatsbürger wurden aufgefordert, sich in eine vierzehntägige Selbstisolation zu begeben. Mit Wirkung von 25. März wurden alle internationalen Flüge mit Ausnahme von Frachtlieferungen verboten. Im April wurde eine nächtliche Ausgangssperre verhängt. Am 16. Mai wurden die Grenzen zu Tansania und Kenia gesperrt.
Um die enormen ökonomischen Herausforderungen für die Bevölkerung zu erleichtern, hat die Regierung Hilfspakete beschlossen. So wurde die Einkommensteuer auf 25 Prozent reduziert. Für besonders verletzliche Personengruppen – wie alte Menschen und Waisen – wurde ein Fonds mit zehn Milliarden Kenia-Schilling (86 Millionen Euro) ins Leben gerufen. (Ende)
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Titelbild: Ein Fahrgast wäscht sich an der neuen Hygiene-Vorrichtung die Hände, bevor er in den Bus steigt. (Foto: Kevin Wafula/IDN)