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Unternehmerin verändert die Teeindustrie

Von Kizito Makoye und Martin Sturmer | 23. Februar 2022

Dar es Salaam/Oberndorf bei Salzburg (IDN/afr). Der Geschmack von Ginger Mint Fusion ist unvergleichlich. Wenn der Tee in einer Tasse an den Tisch kommt, verströmt er sogleich sein einzigartiges Aroma. Jeder Gast im Salt Restaurant in Dar es Salaam wird bestätigen, dass das schmackhafte Getränk wahrscheinlich das beste ist, das derzeit am Markt erhältlich ist.

Das Salt Restaurant im wohlhabenden Viertel Oyster Bay in Dar es Salaam ist ein Magnet für Teeliebhaber*innen.  Hier werden die Teesorten von Kazi Yetu (“Unsere Arbeit” auf KiSwahili) serviert. Das Startup hat sich zum Ziel gesetzt, Arbeitsplätze und Einkommen für Frauen zu schaffen, indem es hochwertige Lebensmittel und Getränke produziert. 

Unter seiner ersten Marke “Tanzania Tea Collection” sorgt Kazi Yetu für die Verarbeitung, die Mischung, die Verpackung und den Export von fair gehandelten Teeprodukten aus Tansania. Da die meisten landwirtschaftliche Produkte aus Afrika oft im Ausland verarbeitet und vermarktet werden, bleibt den Produzent*innen in den Herkunftsländern in der Regel nur ein geringer Anteil.

Made in Ostafrika

Dieser Missstand hat Tahira Nizari und ihren Ehemann Hendrik Buermann auf den Plan gerufen. Mit ihrem Unternehmen Kazi Yetu, das 2018 gegründet wurde, erhöhen sie die Wertschöpfung für die Produzent*innen von Tee in Tansania. „Wir wollten ein soziales Unternehmen gründen, das Investitionen und Wachstum auf nachhaltige Weise vorantreibt“, erzählt die 33-jährige Nizari im IDN-Interview.

Die Herkunft des Tees und seine Rückverfolgbarkeit spielen für Tahira Nizari eine entscheidende Rolle. „Verbraucher*innen auf der ganzen Welt möchten wissen, woher die Produkte stammen und wie sich die Produktion auf die Menschen in der Lieferkette auswirkt“, sagt sie. 

Cinnamon Spice von Kazi Yetu: Alle Sorten sind im Online Shop erhältlich. (Foto: Kazi Yetu)

Derzeit hat Kazi Yetu acht Teemischungen im Programm – vom Gewürztee mit Zimt und Kardamom bis zum beruhigenden Kräutertee mit Zitronengras und Moringa. Die Teeblätter stammen von Anbaugebieten am Kilimanjaro und den Usambara-Bergen sowie den Nachbarländern Tansanias. Die Gewürze und Kräuter kommen von Farmen auf dem tansanischen Festland und auf Sansibar.

Arbeitsplätze für Frauen

In der Manufaktur von Kazi Yetu in Dar es Salaam arbeiten ausschließlich Frauen. Derzeit sind 20 Mitarbeiterinnen angestellt, doch Nizari und Buermann verfolgen ehrgeizige Ausbaupläne: 2023 sollen 65 Frauen in der Teemanufaktur beschäftigt sein. Außerdem soll sich die Zahl der zuliefernden Teebauern und -bäuerinnen auf 7.500 erhöhen. „Wir haben gerade unsere erste Teeverpackungsmaschine gekauft und installiert, um höhere Stückzahlen produzieren zu können und mehr Arbeitsplätze für Frauen zu schaffen“, sagt die Gründerin von Kazi Yetu.

Das Unternehmen wäre wohl rascher gewachsen, wenn nicht die Corona-Pandemie die Pläne durchkreuzt hätte. Die Krise und ihre Folgen haben Kazi Yetu an den Rand des finanziellen Ruins gebracht. Tourist*innen sind der beliebten Safari-Destination Tansania ferngeblieben, der Export per Schiff und Flugzeug hat sich stark verteuert.

Doch trotz des Einbruchs ist Kazi Yetu wieder auf die Beine gekommen. Über das Distributionszentrum in Stuttgart wird der europäische Schlüsselmarkt bearbeitet, auch der Online Shop wird von Deutschland aus betrieben. Nordamerika und der Nahe Osten wurden ebenfalls als wichtige Zielmärkte ins Auge gefasst.

Landwirtschaft zum Geschäft machen

Nizari, die vor Kazi Yetu in der Entwicklungszusammenarbeit in Ostafrika und Südasien tätig war, möchte junge Menschen in Tansania für die Landwirtschaft begeistern. “Wir schaffen neue Möglichkeiten entlang der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette, die für sie profitabel sind”, meint die Unternehmerin. “Wir ermitteln die spezifischen Bedürfnisse unser Lieferant*innen und unterstützen sie beim Wachstums ihres Geschäfts.”

So habe Kazi Yetu einer Kleinbäuerin aus der Kilimanjaro-Region unter die Arme gegriffen, die einen Solartrockner für ihre Kräuter benötigte. “Wir haben für sie den Solartrockner angekauft, sie zahlt in die Kosten in kleinen Raten zurück”, sagt Nizari.

Mit der Region um Afrikas höchsten Gipfel verbindet Tahira Nizari die Herkunft ihrer Familie. Die Unternehmerin ist zwar in Kanada geboren und in Dubai aufgewachsen. Ihre Mutter kommt aber aus Moshi, der Hauptstadt der Region Kilimanjaro. Nizari: „Mein Großvater hatte hier einen Bauernhof und ein Geschäft im Stadtzentrum. Ich wusste immer, dass ich hierher zurückkehren wollte, wo meine Wurzeln liegen.“ (Ende)

IDN ist die Flaggschiff-Agentur des International Press Syndicate.

Titelbild: Tahira Nizari mit Teefarmerinnen in Tansania (Foto: Kazi Yetu)