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Impfstoff bringt Wende im Kampf gegen Malaria

23. Mai 2023

Kisumu (AR/WHO/afr). Der Viktoriasee in Ostafrika ist der zweitgrößte Süßwassersee und der größte tropische See der Welt. Das beeindruckende Ökosystem beherbergt eine atemberaubende Vielfalt an Vogel-, Wasser- und Tierarten. Der See ist aber auch ein idealer Nährboden für Mücken, die Malaria übertragen.

Malaria-Expert*innen bezeichnen die Gebiete rund um das Seeufer als „See-Endemiegebiet“ Kenias. Die meisten Menschen dort haben mit Malaria-Infektionen zu kämpfen, viele haben schreckliche Verluste erlitten. Im Jahr 2021 gab es weltweit 247 Millionen Malaria-Erkrankungen, die zu 619.000 Todesfällen führten. 77 Prozent der Verstorbenen waren Kinder unter fünf Jahren.

„Als ich aufwuchs, hatte ich mehrere Malaria-Anfälle und ich habe Kinder mit bleibenden Behinderungen leiden sehen“, erzählt Vivienne, Mutter von fünf Kindern aus Chemelil Market, einem ländlichen Dorf außerhalb der Stadt Kisumu. „Meine drei ältesten Kinder kämpfen häufig mit Malaria. Wenn sie krank werden, verlieren sie den Appetit, haben Fieber, Durchfall und Erbrechen und werden sehr schwach.“

Pilotphase in Kenia, Ghana und Malawi

Die leidvolle Erfahrung mit Malaria war der Grund, warum Vivienne nicht lange überlegen musste, als sie vom weltweit ersten Malaria-Impfstoffs RTS,S/AS01 (oder RTS,S) hörte. Im Jahr 2019 wurde der Impfstoff im Rahmen einer Pilotphase des von der WHO koordinierten „Malaria Vaccine Implementation Program“ (MVIP) in Teilen Kenias sowie in Ghana und Malawi eingeführt.

Gestartet wurden die Pilotprojekte, um den Nutzen des Impfstoffs für die öffentliche Gesundheit zu bewerten und Rückschlüsse auf die Akzeptanz zu erhalten. Fast vier Jahre später wurde der Malaria-Impfstoff in den drei Ländern an 1,4 Millionen Kindern verabreicht. In Kenia haben 400.000 Kinder zumindest eine Dosis der vierteiligen Impfung erhalten.

In den Gebieten, in denen RTS,S eingesetzt wird, gibt es laut WHO einen 30-prozentigen Rückgang bei schweren Malariafällen. Das gilt selbst für Gegenden, in denen mit Insektiziden behandelte Netze weit verbreitet sind und ein guter Zugang zu Diagnose und Behandlung besteht.

Deutlicher Rückgang bei Erkrankungen

Gregory Ganda, Gesundheitsbeauftragter von Kisumu County, bestätigt den Erfolg der Impfung: „In den letzten Jahren haben wir einen deutlichen Rückgang der Einweisungen aufgrund von Malaria beobachtet. Es ist ein tolles Gefühl, als Arzt darüber nachzudenken, eine Station wegen Mangels an Patient*innen zu schließen.“

Vivienne hatte von der Möglichkeit einer Malaria-Impfung durch Rose Akinyi, ehrenamtliche Gesundheitshelferin der Gemeinde, erfahren. In Kenia fungieren freiwillige Helfer*innen im Gesundheitswesen als wichtiges Bindeglied zwischen Pflegekräften und dem Gesundheitssystem. Akinyi wies Vivienne auf verschiedene Impfungen hin, die in Kenia routinemäßig verabreicht werden können.

Viviennes jüngste Kinder Isaac und Moses haben mittlerweile vier bzw. drei Dosen des Impfstoffs erhalten. „Sie leiden viel weniger unter Malaria als meine anderen drei Kinder,“ erzählt Vivienne. „Isaac und Moses sind viel kräftiger. Und als sie einmal doch an Malaria erkrankten, verlief die Krankheit weitaus weniger schwerwiegend.“

28 afrikanische Länder planen Impfungen

Im benachbarten Homa Bay erhielt Margaret Atienos Tochter Stella kürzlich die dritte Dosis. „Der Impfstoff ist wichtig, weil er mein Kind schützt“, sagt Atieno. „Ich wünschte sogar, es gebe auch eine Möglichkeit für meine größeren Kinder, damit sie genauso geschützt wären wie Stella.“

Gordon Okomo, Gesundheitsdirektor von Homa Bay County, ist von der neuen Waffe gegen Malaria überzeugt: „Der Impfstoff war ein Wendepunkt und ein Durchbruch“, erklärt er. „Wir haben gesehen, dass die Sterblichkeit bei Kindern unter fünf Jahren zurückgegangen ist. Die Leute dachten nicht, dass wir einen Impfstoff gegen Malaria haben könnten, und jetzt sind alle begeistert.“

Die Pilotphase in Kenia umfasst 26 Bezirke. Kürzlich hat das Gesundheitsministerium die Verfügbarkeit des Impfstoffs verdoppelt. Auch außerhalb Kenias ist die Nachfrage nach dem Malaria-Impfstoff groß. Zumindest 28 afrikanische Länder planen, Unterstützung bei der globalen Impfallianz Gavi für die Bereitstellung des Impfstoffs zu beantragen. (Ende)

Der englischsprachige Originalbeitrag ist im Mai 2023 in unserem Partnermagazin Africa Renewal der Vereinten Nationen erschienen. afrika.info hat den Artikel um die Malaria-Fallzahlen ergänzt.

Titelbild: Ein erkranktes Kleinkind in einem Krankenhaus im Süden von Kenia. 77 Prozent der Malaria-Todesfälle betreffen Kinder unter fünf Jahren. (Foto: Martin Sturmer)