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Hülsenfrüchte für mehr Ernährungssicherheit

Von Busani Bafana | 27. Oktober 2016

Masvingo (IPS/afr). Elizabeth Mpofu ist eine wahre Kämpferin. Unermüdlich setzt sich die Mutter von drei Kindern für die Verbesserung der Ernährungssicherheit in ihrem Land ein. Gleichzeitig geht sie gegen landwirtschaftliche Praktiken vor, welche die Umwelt zerstören und die Armut von Landwirten weiter verschärfen.

Mpofu betreibt eine zehn Hektar große Ökofarm in der Provinz Masvingo, etwa 290 km südöstlich der simbabwischen Hauptstadt Harare. Neben Mais baut sie vor allem Hülsenfrüchte an. Trotz der langen Dürreperiode konnte sie gute Erträge erzielen: In der letzten Saison hat sie 150 kg Trockenbohnen geerntet.

Hülsenfrüchte wie Trockenbohnen und Trockenerbsen sind für Bäuerinnen wie Elisabeth Mpofu ein wichtiges Nahrungsmittel, um die Ernährung ihrer Familien sicherzustellen: Sie sind reich an Eiweiß, weisen eine hohe Resistenz gegen Trockenheit auf und schaffen für Bauern eine zusätzliche Einnahmequelle.

Gerade in Afrika gelten Hülsenfrüchte als perfektes Nahrungsmittel. Laut dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) leidet ein Viertel der Bevölkerung des Kontinents an Unterernährung, jedes dritte Kind hat eine Wachstumsstörung. Um die ernährungsphysiologischen Vorzüge der Hülsenfrüchte in ein breites Bewusstsein zu rücken, haben die Vereinten Nationen 2016 zum Internationalen Jahr der Hülsenfrüchte erklärt.

„Hülsenfrüchte sind der Schlüssel für Ernährungssicherheit in Afrika, vor allem unter Berücksichtigung der Klimakrise“, sagt Elizabeth Mpofu. Bei ihr kommen daher Bohnen und Erbsen häufig auf den Tisch. „Hülsenfrüchte bieten meiner Familie hohe Nahrungsvielfalt. Außerdem sind sie bei der Verbesserung der Bodenqualität von Vorteil.“

Elizabeth Mpofu ist viel beschäftigt. Neben ihrer Tätigkeit als Landwirtin ist sie Generalkoordinatorin der internationalen Bauernbewegung La Via Campesina, die weltweit mehr als 200 Millionen Mitglieder zählt. Darüber hinaus ist sie eine von sechs Sonderbotschaftern der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) für Afrika. In dieser Funktion soll sie das Bewusstsein schaffen, welche Rolle Hülsenfrüchten für die Ernährungssicherheit, die menschliche Gesundheit, ertragreiche Böden und den Kampf gegen den Klimawandel spielen können.

Mpofu bricht eine Lanze für einheimisches Anbausorten, die nachweislich seit Generationen für sichere Ernten sorgt. Viele Bauern hätten aber wenig Wissen über den traditionellen Anbau und würden stattdessen auf kommerzielle Hybridsamen setzen. Schwere Ernteausfälle wären die Folgen dieser falschen Entscheidung, so Mpofu.

Erfolg mit Straucherbsen in Malawi

Schauplatzwechsel ins Nachbarland Malawi. Der Ertrag aus dem Maisanbau hat sich für die Bäuerin Janet Mingo in den letzten Jahren aufgrund des Klimawandels deutlich verschlechtert. Gute Ernten erzielt sie aber mit Straucherbsen, die sie auf ihrem 2.500 Quadratmeter großen Grundstück im Dorf Chikalogwe kultiviert. Chikalogwe liegt im südlichen Bezirk Balaka, der zu den trockensten Gegenden des Landes zählt.

Pro Saison erntet Mingo 1.500 Kilo der nahrhaften Hülsenfrüchte. Mit dem Verkauf ihrer Straucherbsen verdient sie genügend Geld, um andere Nahrungsmittel zu kaufen und den Haushaltsbedarf zu decken. „Das Leben ist zwar hart“, sagt sie, „aber ich verspüre keine Druck.“

Der Landwirtschaftsexperte Mphatso Gama, der im Auftrag der Regierung im südlichen Malawi arbeitet, empfiehlt schon länger eine Mischkultur aus Mais und Straucherbse. „Der klimaresistente Straucherbse ist lebensrettend“, ist Mphatso überzeugt. „Hülsenfrüchte binden den Stickstoff aus der Luft und steigern so die Bodenerträge. Vor allem die Straucherbse ist für die malawischen Landwirte eine tragfähige Einnahmequelle: Sie ist ein guter Proteinlieferant für Familien, und es gibt einen Markt für sie.“

Gavin Gibson ist ehemaliger Geschäftsführer der Global Pulse Confederation mit Sitz in Dubai. Er betont, dass Hülsenfrüchte immer schon eine wichtige Rolle für die Ernährung der ärmsten Bevölkerungsschichten gespielt haben. Gibson sagt, dass jährlich zwischen 60 und 65 Millionen Tonnen an Hülsenfrüchten produziert werden, allerdings nur etwa sieben bis zehn Millionen Tonnen in den internationalen Handel gelangen. Der überwiegende Teil würde in den Produktionsländern selbst verbraucht werden.

Die traditionell größte Anbaunation von Hülsenfrüchten ist Indien, in Afrika besteht noch Nachholbedarf. „Wir denken aber, dass sich das aus einer ganzen Reihe von Gründen ziemlich rasch ändern kann“, erklärt Gibson. „Nicht zuletzt deshalb, weil sich der Anbau in Nordeuropa und in Afrika rapide entwickelt.“

Augenbohnen in allen Variationen

In Nigeria arbeitet das Internationale Institut für tropische Landwirtschaft (IITA) an neuen Varianten der Augenbohne, die auch unter dem Namen Kuhbohne bekannt ist. 80 Prozent der bereits am nigerianischen Markt erhältlichen Augenbohnen-Sorten stammen aus dem IITA-Zuchtprogramm. Die Hülsenfrucht gilt als günstiger Eiweißlieferant im Vergleich zu teurem Fleisch.

„Es gibt keinen Zweifel, dass Hülsenfrüchte für die Ernährungssicherheit in Afrika sehr wichtig sind“, meint Christian Fatokun, der für die IITA Kuhbohnen züchtet. „Abgesehen davon, dass sie eine gute Quelle an pflanzlichem Protein darstellen, sorgen sie für ausreichend Stickstoff in den Böden, von dem wiederum andere Kulturen profitieren.“

Für Experten steht die hohe Bedeutung von Hülsenfrüchten außer Frage. Anders verhält es sich offenbar bei den verantwortlichen Entscheidungsträgern. Charles Govati, Vorstand des ‚Agriculture Supply Services Consortium‘ in Malawi, kritisiert den politischen Stillstand scharf:

„Hülsenfrüchte sind das perfekte Lebensmittel für Afrika, aber ihre Produktion wird von mangelhafter Politik behindert. Es gibt zwar viele Lippenbekenntnisse, aber geringe Produktion, schlechte Böden, Schädlinge und Krankheiten bleiben Herausforderungen. Bauern legen in erster Linie Wert auf Einkommen, in zweiter Linie kommen erst Lebensmittel und Ernährung. Wenn wir wirklich Hülsenfrüchte zur Ernährungssicherheit einsetzen wollen, brauchen wir strukturierte Märkte, um die Produktion anzukurbeln.“ (Ende)

Titelbild: Hülsenfrüchte stärken die Ernährungssicherheit und schaffen neue Einkommensquellen für Bäuerinnen. (Foto: Busani Bafana/IPS)