Von Kizito Makoye | 12. Mai 2014
Dar es Salaam (IPS/afr). In Tansania treten Umweltschützer für eine begrenzte Legalisierung der Holzkohleproduktion ein. Damit reagieren sie auf das Scheitern von Bemühungen, den lokalen Handel mit dem landesweit zum Kochen genutzten Energieträger zu unterbinden. Eine Reduktion scheint aber nur dann möglich, wenn alternative Energiequellen zur Verfügung gestellt werden.
„Biomasse ist die vorwiegend verwendete Energiequelle. Wir sollten also einen Weg finden, um die Nutzung von Holzkohle nachhaltiger zu machen anstatt sie zu verbieten“, sagt Lubera Mato, Umweltexperte an der Ardhi-Universität in Tansania.
Den offiziellen Schätzungen zufolge fallen jährlich zwischen 130.000 und 500.000 Hektar Wald der Holzkohle-Produktion, der Landwirtschaft und Überweidung zum Opfer. Die Bank von Tansania schätzt den jährlichen Verlust an Holzlizenzeinnahmen auf etwa fünf Millionen US-Dollar.
Die Wälder des ostafrikanischen Staates erstrecken sich über eine Fläche von insgesamt 33,5 Millionen Hektar. Etwa 13 Millionen Hektar wurden zu staatlichen Naturschutzgebieten erklärt. Wie das Ministerium für Rohstoffe und Tourismus erklärte, ist das unkontrollierte Fällen von Bäumen zur Gewinnung von Bauholz und Holzkohle einer der ausschlaggebenden Faktoren für die Entwaldung.
Holzkohle wird in ganz Tansania zum Kochen verwendet. „Man kann den Menschen nicht die Nutzung der einzig verfügbaren Energiequelle verbieten, ohne eine realistische Alternative zu bieten“, meint die Wissenschaftlerin Tuyeni Mwampamba, die sich mit dem lokalen Holzkohlehandel beschäftigt.
Kochen fast nur mit Holz und Holzkohle
Aus einem 2010 erstellten Bericht zu Demografie und Gesundheit in Tansania geht hervor, dass Feuerholz und Holzkohle zusammen rund 94,6 Prozent der landesweit zum Kochen benötigten Energie liefern. Jährlich werden mehr als eine Million Tonnen Holzkohle verfeuert, die Hälfte davon in Haushalten in der Küstenmetropole Dar es Salaam. Statt der jährlich erlaubten 64 Millionen Kubikmeter Holz, die für Holzkohle und Feuerholz geschlagen werden, sind es schätzungsweise 87 Millionen Kubikmeter.
Nach Angaben der Weltbank erreicht der jährliche Holzkohlehandel in dem ostafrikanischen Land einen Umfang von 650 Millionen Dollar. Laut der dem Ministerium für Rohstoffe und Tourismus unterstellten Forstbehörde TFS stehen die Wälder aufgrund der Ausweitung von Landwirtschaft und Viehzucht, Wildbränden und anderen menschlichen Aktivitäten unter enormem Druck.
Charles Meshack, Exekutivdirektor der unabhängigen Tansanischen Waldschutzgruppe, fordert eine nachhaltige Regelung des Holzkohlesektors. Mato schlägt vor, den Einschlag und die Holzkohleherstellung nur noch in bestimmten Waldgebieten zu gestatten und das Fällen gefährdeter Baumarten zu verbieten. Bisher gibt es keine spezifischen Regelungen für diesen Sektor.
Bezirksregierungen und NGOs stärker einbinden
Nach Ansicht von Gwamaka Kifukwe vom Uongozi-Institut, eine auf afrikanische Nachhaltigkeitsstrategien spezialisierte Denkfabrik, sollte Tansania für mehr Transparenz im Forstbereich sorgen, indem unabhängige Gruppen diesen Sektor überwachen.
„Wir meinen, dass die bisherigen Maßnahmen der Regierung nicht ausreichen. Die Bezirksverwaltungen, die auf Graswurzelebene bereits Kontrollfunktionen wahrnehmen, sollten in ihren Kompetenzen weiter gestärkt werden“, erklärt er. „Die Zentralregierung sollte Nutzungspläne für die ihr unterstehenden Wälder ausarbeiten, um ein nachhaltiges Management zu ermöglichen. Eine Verdoppelung der Zahl fester Kontrollstellen würde die Überprüfung der Einhaltung der Gesetze erleichtern.“
Juma Mgoo, ein für TFS tätiger Beamter, versicherte indes, dass die Regierung bereits an einer umfassenden Strategie für den Holzkohlesektor arbeite. Nähere Einzelheiten gab er jedoch nicht bekannt. Nach Ansicht von Umweltaktivist Felician Kilahama sollte die Regierung den Verbrauchern, die bisher abhängig von Holz und Holzkohle sind, subventionierte alternative Energiequellen zur Verfügung stellen. (Ende)
Titelbild: Joel Bendera (im schwarzen Hemd), Bezirksbeauftragter von Morogoro, inspiziert Baumstämme, die von Holzfällern zurückgelassen wurden. (Foto: Muhidin Michuzi/IPS )