Drücke „Enter”, um zum Inhalt zu springen.

Grenzenloses Zahlungssystem

Von Kingsley Ighobor, Africa Renewal* | 15. Februar 2022

Freetown (AR/afr). Fidelis Adele, der CEO von “Solid Graphics” aus Freetown, bestellte  im letzten September einige Drucker in Nigeria. Zusätzlich zum Bestellwert von 10.000 US-Dollar musste er Spesen in Höhe von 165 US-Dollar in Kauf nehmen. Trotzdem dauerte es drei Tage, bis das Geld auf dem Konto des Verkäufers in Nigeria ankam. 

„Ich habe 30 Dollar als Überweisungsgebühr, 35 Dollar als SWIFT-Gebühr und weitere 100 Dollar an Bankgebühren bezahlt“, erzählt Adele im Gespräch mit der UN-Zeitschrift “Africa Renewal”. Alternativen wie “Western Union” oder MoneyGram wären wegen ihrer Wechselkurse nicht in Frage gekommen, so Adele.

Erfahrung wie Fidelis Adele machen Händler*innen in Afrika jeden Tag, wenn sie grenzüberschreitend tätig werden. Der umständliche und zeitaufwändige Prozess kostet jedes Jahr fünf Milliarden US-Dollar an Gebühren für Geldüberweisungen, weiß Benedict Oramah, Präsident der “African Export-Import Bank” (Afreximbank). Im Interview mit “Africa Renewal” erklärt Oramah: “Wir sind ein armer Kontinent. Wir sollten das Geld nicht auf diese Weise verschwenden.”

Pilotprojekt in sechs Ländern in Westafrika

Um das Problem zu lösen, hat die Afreximbank das  “Pan-African Payments and Settlement Systems”  (PAPSS) gestartet. Die Plattform soll  grenzüberschreitende Zahlungen in lokalen Währungen erleichtern.

PAPSS wurde bislang erfolgreich den sechs Ländern der Westafrikanischen Währungszone (WAMZ) getestet – dazu zählen Nigeria, Gambia, Sierra Leone, Liberia, Ghana und Guinea. Die Zone sei ideal für den Testballon gewesen, bestätigt Oramah: „Die sechs WAMZ-Länder haben unterschiedliche Währungen. Eines der Länder ist frankophon, und die anderen sind anglophon. Wir haben eine große Wirtschaft wie Nigeria und kleinere Volkswirtschaften. Alles, was in anderen Teilen Afrikas schief gehen kann, wäre in der WAMZ schief gelaufen, und wir hätten Probleme während der Pilotphase erkannt.“

Die operative Einführung von PAPSS wurde bereits Ende September 2021 angekündigt. Der Zentralbanken der Länder arbeiten dabei eng mit der Afreximbank zusammen. Die multilaterale Handelsbank hat 500 Millionen US-Dollar für die Einführung des Zahlungssystems in Westafrika zur Verfügung gestellt, weitere drei Milliarden US-Dollar sollen in den afrikaweiten Ausbau investiert werden. 

Der Geschäftsführer von PAPSS, Mike Ogbalu sagt, dass während der Pilotphase in Westafrika Bankkonten in verschiedenen Ländern innerhalb von zehn Sekunden belastet und gutgeschrieben wurden. Die Technologie sei robust und könne große Transaktionen bewältigen, so Ogbalu.

Der Geldtransfer mit PAPSS erfolgt in einem fünfstufigen Verfahren:

  1. Eine Zahlungsanweisung wird an eine lokale Bank oder einen Zahlungsdienstleister erteilt.
  2. Die Bank oder der Zahlungsdienstleister übermittelt die Anweisung an PAPSS.
  3. PAPPS validiert die Zahlungsanweisung.
  4. PAPPS leitet die Anweisung an die Bank oder den Zahlungsdienstleiter des/der Begünstigten weiter.
  5. Die Bank oder der Zahlungsdienstleister des/der Begünstigten zahlt den Überweisungsbetrag in lokaler Währung aus.

Hohe Erwartungen

Durch die Vereinfachung grenzüberschreitender Transaktionen und die Verringerung der Abhängigkeit von harten Währungen soll der innerafrikanische Handel erheblich angekurbelt werden. Derzeit beträgt der Anteil des Handels zwischen afrikanischen Ländern nur bei 17 Prozent des gesamten Handelsvolumen des Kontinents. Außerdem wird erwartet, dass PAPSS zu einer Steigerung der lokalen Wertschöpfung und zur Schaffung von Arbeitsplätzen beiträgt.

Für Wamkele Mene, Generalsekretär der Afrikanischen Freihandelszone (AfCFTA), könnte das neue Zahlungssystem zu einem echten Gamechanger werden: „Es gibt 42 Währungen in Afrika. Wir wollen sicherstellen, dass ein Händler in Ghana ghanaische Cedi an einen Geschäftspartner in Kenia überweisen kann, der dann kenianische Schilling erhält“, sagt Mene gegenüber “Africa Renewal”.

Unternehmer Fidelis Adele hatte bislang noch nichts von PAPSS gehört. Nun ist er aber zuversichtlich, dass ihm das Zahlungssystem in seinem Business helfen wird. „Wenn ich in Freetown Leones zu einer Bank bringen könnte, um Drucker in Nigeria zu bezahlen, und das Geld sofort auf dem Konto des Begünstigten in Nigeria eingezahlt wird, wäre das außergewöhnlich“, sagt er. (Ende)

*Kingsley Ighobor ist Chefredakteur unseres Partnermagazins Africa Renewal der Vereinten Nationen. Der englischsprachiger Originalbeitrag stammt aus der Ausgabe November 2021.

Titelbild: Headquarter der “Central Bank of Nigeria” in Abuja (Foto: Tayvay, Shutterstock.com)