Von Koffigan E. Adigbli | 5. April 2012
Dakar (IPS/afr). Auf den ersten Blick sieht Darou Ndoye aus wie viele andere Dörfer im Westen Senegals, dem junge Einheimische bei erster Gelegenheit den Rücken kehren. Doch 40 Jungbauern haben sich hier auf einer 20 Hektar großen Gemüsefarm als Kooperative organisiert.
Mit dem erfolgreichen Anbau von Kohl, Tomaten, Kartoffeln, Möhren und Kürbissen beweisen die jungen Farmer, dass die Landwirtschaft im ländlichen Senegal mit guter Planung und mit etwas Hilfe auskömmliche Existenzen schaffen kann.
„Wir verkaufen unsere Erzeugnisse nicht nur auf lokalen Märkten, sondern beliefern auch Nachbarländer wie Gambia und Mali“, berichtete Mbaye Ndiaye. Der 34-Jährige leitet eine der beiden Gruppen von jeweils 20 jungen Leuten, die als Kooperative verschiedene Gemüsesorten anbauen. „Letztes Jahr haben wir umgerechnet 55.000 US-Dollar Gewinn gemacht, das waren für jeden von uns etwa 1.400 Dollar“, sagte er IPS.
Die Farm, auf der vorerst nur zehn Hektar bewirtschaftet werden, war 2008 im Rahmen eines Regierungsprogramms gegen die Landflucht („Return to Agriculture“) in Stand gesetzt worden. Mit dem Projekte bemüht sich die Regierung in Dakar, das Abwandern Einheimischer in städtische Regionen zu stoppen und sie davon abzubringen, übers Meer illegal nach Europa zu gelangen. Das mit Budgetmitteln finanzierte Projekt wird von den Regierungen in Spanien und Marokko finanziell unterstützt.
Ernten in der Nebensaison
Die 40 Jungbauern von Darou Ndoye setzen auf ihrer Farm erfolgreich auf Fruchtwechsel und erzielen in der Nebensaison zusätzliche Ernten. 2011 produzierten sie 80 Tonnen Paprika, 150 Tonnen Tomaten, 200 Tonnen Kohl, 250 Tonnen Kartoffeln und 153 Tonnen Möhren.
„In unserem ersten Erntejahr, 2009-2010, hatten wir nur acht Hektar Land bewirtschaftetet. Doch nachdem 2010 die Farm wieder instand gesetzt wurde, konnten wir richtig durchstarten und verkauften 20 Tonnen Kohl, 145 Tonnen Möhren und 257 Tonnen Tomaten“, berichtete Ndiaye. „Damals waren erst 25 Leute dabei. Unseren Gewinn von rund 40.000 Dollar teilten wir unter uns auf. Jeder erhielt 800 Dollar. Einen Teil des Geldes steckten wir in die Reparatur der Pumpe und in den Kauf von Saatgut“, erklärte er.
Die für die Region zuständige Beraterin Adja Aïda Cissé verwies auf die deutlichen soziökonomischen Auswirkungen der Farm. „Wir versorgen uns selbst, helfen uns untereinander und können dank des mit der Farm erwirtschafteten Gewinns unsere Kinder zur Schule schicken. Eine bessere Möglichkeit der Armutsbekämpfung gibt es nicht.“
Cissé, die auch einen lokalen Förderverein für Landfrauen leitet, berichtete: „Früher verließen viele junge Leute dieses Dorf, um übers Meer illegal nach Europa zu gelangen. Auch von den Leuten, die jetzt hier auf unserer Farm arbeiten, werden zunächst viele daran gedacht haben. Jetzt bleiben sie hier, denn sie haben auf der Farm Arbeit gefunden.“
Kritik an teuren Produktionsgütern
Papa Guèye, der mit dem Versuch gescheitert ist, nach Spanien auszuwandern, war von Anfang an auf der Farm dabei. Wie er berichtete, gilt es noch einige Hürden zu nehmen. So seien die Preise für Naturdünger viel zu hoch. „Für jeden Hektar benötigen wir 300 Sack Dünger. Hühnermist kostet pro Sack 1.500 CFA (umgerechnet drei Dollar), Kuhnmist sogar 40 Dollar“, kritisierte er.
Sein Kollege Saliou Mbaye vermisst ordentliches Ackergerät. „Und der Diesel für unsere Pumpe ist sehr teuer. Alle vier Tage tanken wir 200 Liter für rund 320 Dollar. In Gambia, Mali und Mauretanien ist die Nachfrage nach unseren Produkten groß“, berichtete er. „Doch um den Farmbetrieb auszuweiten, brauchen wir Traktoren und mehr Wasser.“
El-Hadji Malick Sarr, der das Programm Zurück zur Landwirtschaft leitet, ist mit dem vorläufigen Erfolg der senegalesischen Initiative zufrieden. „In fünf Jahren konnten wir Mitarbeiterteams junger Senegalesen für 23 Farmen gewinnen und 7.000 Arbeitsplätze schaffen. Gemüse und Obst, das hier angebaut wird, ist zu 80 Prozent für den Export bestimmt“, berichtete er.
„Auf insgesamt 1.700 Hektar Land wurden Bewässerungsanlagen installiert. Mit dem Gemüse, das ein Jungbauer von einem Hektar Land erntet, kann er im Jahr fast 3.500 Dollar verdienen. Doch weil geeignetes Land knapp ist, können wir jedem Interessenten nur einen halben Hektar überlassen“, bedauerte Malick Sarr.
Als Mohamed Béavogui, der Direktor der für West- und Zentralafrika zuständigen Abteilung des Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD), im November 2011 Senegal besuchte und sich auf einigen der REVA-Farmen umsah, war er beeindruckt. „Diese Initiative ist sehr innovativ. Sie ermöglicht jungen Farmern nicht nur eine gesicherte Selbstversorgung. Durch Verkauf und Export ihrer Produkte erzielen sie zudem eigene Einkommen, mit denen sie ihre Lebensbedingungen verbessern können“, lobt der Experte. Er hofft nun, dass sich durch die Zusammenarbeit der Farmen und die Vernetzung mit anderen von IFAD unterstützten Agrarprojekten neue Synergien entwickeln. (Ende)
Titelbild: Farmerin auf einem Reisfeld im Senegal (Foto: africa924/Shutterstock.com)