Von Pearl Amina Karungi, Africa Renewal* | 8. August 2023
Bugiri (AR/afr). Fischzüchterinnen im Bezirk Bugiri am Nordufer des Victoriasees haben sich erfolgreich gesellschaftlichen Konventionen widersetzt: In der traditionell von Männer dominierten Branche verdienen bereits 1.400 Frauen den Lebensunterhalt für sich und ihre Familien.
Rose Nakimuli aus Bugiri erinnert sich gut an ihren Weg in die Fischzucht: “Als ich für die Ausbildung ausgewählt wurde, habe ich meine Chance erkannt und diese sofort als Jobmöglichkeit begriffen”, erzählt Nakimuli.
Mit Unterstützung durch UN Women lernte Nakimuli Schwimmen, die Grundlagen der Aquakultur und des Fischfangs. Heute ist sie eine erfolgreiche Fischzüchterin und kann dank ihres neu erworbenenen Fachwissens ihre Familie versorgen.
28 Käfige voller Tilapia
Rose Naikimuli ist eine von insgesamt 1.400 Frauen, die in der Fischzucht ausgebildet wurden. Das im Jahr 2019 von UN Women und der Kommunalverwaltung des Bezirks Bugiri ins Leben gerufene Projekt wird von der schwedischen Regierung und der Standard Bank finanziell unterstützt.
Im Victoriasee bewirtschaften die Frauen mittlerweile 28 Käfige voller Fische der Buntbarsch-Gattung Tilapia. UN Women stellt darüber hinaus weitere Unterstützungsleistungen bereit, wie z. B. Unterkünfte für berufstätige Frauen, Tagesbetreuung für ihre Kinder und notwendige Ressourcen wie Fischernetze und Schwimmwesten sowie einen Kühlwagen für die Märkte.
Amina Nakiranda ist die Produktionsleiterin des Projekts. Sie erklärt, dass die Frauen nicht nur Fischzucht erlernten, sondern auch betriebswirtschaftliche Kenntnisse erwarben.
“Bevor das Programm installiert wurde, kämpften wir ums Überleben, indem wir frische Produkte oder Victoria-Sardinen auf dem Markt verkauften”, erzählt Nakiranda. “Durch die umfassende Ausbildung im Rahmen des Projekts haben wir gelernt, wie wir unsere Geschäfte effizient führen können.”
Aus Unternehmerinnen werden Heldinnen
Inspiriert von ihren Erfolgen haben die Frauen ein eigenes Unternehmen namens “Women Economic Empowerment Bugiri” (WEEB) gegründet. Immaculate Were, Geschäftsführerin von WEEB, verweist stolz auf die Entwicklung der Frauen: “Obwohl 85 Prozent von ihnen Analphabetinnen sind, haben sie sich zu Spezialistinnen in den unterschiedlichen Aspekten der Fischzucht entwickelt – dazu zählen Aufzucht, Fang, Konservierung, Vermarktung und Handel”, sagt Were. Ihr Fazit: “Wenn eine Frau reich wird, bedeutet das Reichtum für die gesamte Nation”.
In der Tat hat das Projekt erhebliche Fortschritte bei der Verbesserung der Geschlechtergleichstellung in den Haushalten der Region erzielt. Die geschlechtsspezifische Gewalt ist deutlich zurückgegangen, da die Frauen nun einen Beitrag zum Familienbudget leisten und finanzielle Unabhängigkeit erlangt haben.
“Das Projekt hat die geschlechtsspezifische Gewalt reduziert, weil wir nicht mehr zu Hause sitzen und unsere Ehemänner anbetteln müssen”, erzählt eine der Fischerinnen, “wir sind nun keine Last mehr.”
Beeindruckend sind auch die ökonomischen Zahlen des Projekts: Die Züchterinnen haben bislang 508,5 Tonnen Fisch produziert und damit einen Umsatz von 4,3 Milliarden Uganda Schilling (1,1 Millionen Euro) erwirtschaftet.
„Dank UN Women fühlen wir uns heute wie Heldinnen“, zieht Rose Nakimuli Bilanz. „Selbst die Männer betrachten uns als Heldinnen. Fischen war früher reine Männersache und wir machen uns darin hervorragend.” (Ende)
*Pearl Amina Karungi ist Global Communications Specialist aus Simbawe. Der englischsprachige Originalbeitrag ist im Juli 2023 in unserem Partnermagazin Africa Renewal der Vereinten Nationen erschienen.
Titelbild: Fischzüchterinnen auf dem Victoriasee (Fotoquelle: Africa Renewal)