Von Martin Sturmer | 10. März 2016
Salzburg (afr). Nun hat Afrika sein erstes „Unicorn“. Anfang März hat die „Africa Internet Group“ (AIG) bekanntgegeben, 327 Millionen US-Dollar (300 Mio. Euro) an frischem Kapital erhalten zu haben. Damit ist der Unternehmenswert auf über eine Milliarde US-Dollar gestiegen. Die Büros der AIG befinden sich in Yaba, dem pulsierenden Startup-Zentrum von Afrikas größter Metropole Lagos.
Unter dem Dach der AIG bündelt das deutsche Internetunternehmen Rocket Internet der Samwer-Brüder seine Afrika-Aktivitäten. In den 327 Millionen US-Dollar sind neue Investments vom US-Bankhaus Goldman Sachs und dem französischen Versicherungskonzern AXA eingerechnet. Auch die Altinvestoren – der südafrikanische Mobilfunkbetreiber MTN und Rocket Internet selbst – legten nach.
Durch diese Finanzierungsrunde erreicht die AIG einen Wert von 1,1 Milliarden US-Dollar (1 Mrd. Euro). Damit ist das Unternehmen das erste „Unicorn“ des Kontinents. Zum „Club der Unicorns“ zählen Startups, die mit mehr als einer Milliarde US-Dollar bewertet sind. Die Liste des Magazins Fortune umfasst 174 solcher Unternehmen weltweit.
Die AIG wurde 2012 in Nigeria gegründet. Zur Gruppe gehören derzeit zehn Technologieunternehmen, die in mehr als 30 Ländern des Kontinents tätig sind. Zu diesen Unternehmen zählen der Online-Shop Jumia, die Hotelbuchungsplattform Jovago, die Taxi-Buchungs-App EasyTaxi oder der Lieferdienst HelloFood.
Willkommen im „Yabacon Valley“
Wie etliche andere technologieorientierte Firmen auch, hat die AIG ihre Büros in Yaba, einem nördlichen Vorort der 20-Millionen-Metropole von Lagos. „Yabacon Valley“ wird das Viertel auch genannt, in Anspielung auf das Silicon Valley in Kalifornien.
Neben einer Vielzahl von Gründern finden sich hier auch etablierte höhere Bildungseinrichtungen, wie z. B. das renommierte Yaba College of Technology oder die University of Lagos. Durch die hohe Konzentration von tertiären Bildungsinstituten ist der Stadtteil zu einem Magnet für junge Menschen geworden.
Mitverantwortlich für den Boom in Yaba dürfte aber auch die Ansiedelung von Inkubatoren wie dem Co-Creation Hub (CcHUB) im Jahr 2011 gewesen sein. Die Weltbank listet in ganz Afrika mehr als 120 solcher Inkubatoren und verweist auf ihre führende Rolle im Aufbau von erfolgreichen Startup-Ökosystemen. Bislang hat CcHub 70 Startups begleitet, schreibt das Magazin Africa Business. Auch der Accelerator iDEA, der vom Ministerium für Kommunikationstechnologie ins Leben gerufen wurde, hat mittlerweile seinen Sitz in Yaba.
Gute Infrastruktur zieht Unternehmen an
Die vitale Tech-Szene von Yaba zieht auch etablierte Firmen an. Seit 2011 haben mehr als 30 Technologieunternehmen ihre Zelte im nigerianischen Startup-Viertel aufgeschlagen. Das E-Commerce-Unternehmen Konga hat hier sein neues Hauptquartier im Jahr 2014 eröffnet, im Februar 2015 folgten sechs Unternehmen der AIG.
Neben der räumlichen Nähe zu Gründern dürften auch die im Vergleich zu anderen Stadtteilen von Lagos günstigen Grundstücks- und Mietpreise, die gute Verkehrslage und schnelles Breitbandinternet eine große Rolle spielen. So hat der Telekommunikationsanbieter MainOne ein Glasfaserkabel verlegt, das eine hohe Internet-Verfügbarkeit gewährleistet.
Nigeria zählt heute neben Kenia und Südafrika zu den international am stärksten beachteten Technologie-Standorten. Laut dem aktuellem Bericht des Branchenmagazins ‚Disrupt Africa‘ gingen im Jahr 2015 mehr als ein Viertel aller Startup-Finanzierungen in Afrika an Jungunternehmer in der größten Volkswirtschaft des Kontinents. (Ende)
Titelbild: Der Stadtteil Yaba von Lagos ist zum Mekka für Technologieunternehmen geworden. (Foto: T. Obi – CcHub, Yaba, Lagos, Nigeria, CC BY 2.0)