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Bokashi statt Chemiedünger

Von Isaiah Esipisu | 18. Juni 2024

Nairobi (IPS/afr). Beim Africa Fertilizer and Soil Health Summit (AFSH24) in Kenias Hauptstadt Nairobi drehte sich alles um die Verbesserung der landwirtschaftlichen Produktivität in afrikanischen Ländern. Dabei gab es auch durchwegs kritische Stimmen, die den Erfolg von Düngemitteln anzweifelten.

Laut Angaben der Afrikanischen Union (AU) gelten mehr als 278 Millionen Afrikaner*innen als unterernährt – das ist ein Fünftel der Gesamtbevölkerung des Kontinents.Die Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine und die Klimakrise haben die Verwundbarkeit von afrikanischen Ländern bei der Ernährungssicherheit offenbart. Der AFSH24 hatte daher das Ziel, Maßnahmen zu entwickeln, um das landwirtschaftliche Wachstum in Afrika zu beschleunigen. 

Seit dem Africa Fertilizer Summit in Abuja im Juni 2006 liegt der Schwerpunkt der Strategie auf der Erhöhung der Bodenproduktivität durch den verstärkten Einsatz von Düngemitteln. In der Deklaration von Abuja haben die AU-Mitgliedsstaaten damals beschlossen, den Einsatz von Düngemitteln von durchschnittlich acht Kilogramm pro Hektar bis ins Jahr 2015 auf 50 Kilogramm zu steigern. Auch wenn dieses Ziel bislang nicht erreicht werden konnte, gab es in Nairobi starke Zweifel gegen diese Strategie.

Stickstoffbasierte Dünger führen zu Versauerung

So wies Kenias Außenminister Musalia Mudavadi bei der Eröffnung des Gipfels darauf hin, dass die Maiserträge an manchen Orten stagnieren, obwohl Düngemittel optimal eingesetzt wurden. “Wir haben beobachtet, dass Düngemittel alleine nicht ausreichend sind, um die landwirtschaftliche Produktivität und Produktion nachhaltig zu steigern”, sagte Mudavadi.

Gestützt werden Mudavadis Einwände von wissenschaftlichen Studien. Ein Forschungsprojekt der britischen Organisation CAB International kam zum Schluss, dass der Einsatz von stickstoffbasierten Düngemitteln in vielen afrikanischen Ländern einen erheblichen Einfluss auf die Versauerung von Böden hat. Laut CAB International sind 15 Prozent aller landwirtschaftlichen Flächen in Afrika von Versauerung betroffen. Die Folge ist eine verminderte Verfügbarkeit von Nährstoffen, wodurch die erhofften Ernteerträge ausbleiben.

Viele Expert*innen plädieren daher für einen vollständigen Wechsel von synthetischen Düngemitteln zu organischen Anbaumethoden. “Die schwere finanzielle Bürde, die afrikanischen Nationen durch den Kauf teurer, importierter Düngemittel auferlegt wird, belastet die lokalen Volkswirtschaften und lenkt Mittel von nachhaltigeren lokalen landwirtschaftlichen Investitionen ab“, sagte etwa Bridget Mugambe, Programmkoordinatorin der Alliance for Food Sovereignty in Africa (AFSA).

Mugambe forderte auf dem Gipfel daher Regierungen in ganz Afrika dazu auf, das enorme Potenzial der Agrarökologie zu nutzen. Dadurch können die  Ernährungssicherheit und die Ernährungssouveränität gesteigert, Armut und Hunger reduziert und die Biodiversität erhalten werden. Außerdem werde das indigene Wissen auf diese Weise respektiert, meinte Mugambe.

Bezirk Murang’a ist Pionier in Agrarökologie

In Kenia gilt der Bezirk Murang’a, der sich nördlich von Nairobi befindet, als Vorreiter in der Agrarökologie. Die Regionalregierung hat im Jahr 2022 ein Gesetz auf den Weg gebracht, das die Nutzung von agrarökologischen Grundsätzen als Weg in die langfristige Ernährungssicherheit festschreibt. Ziel ist es, in Zukunft ausschließlich mit nachhaltigen Anbaumethoden zu arbeiten.

„Der Hauptgrund, warum wir hier Pionierarbeit leisten mussten, ist, dass unsere Region stark von den Klimaveränderungen betroffen ist”, erklärte Daniel Gitahi von der Bezirksverwaltung in Murang’a, “daher wurde Agrarökologie als prioritäre Anpassungsmaßnahme an das Phänomen betrachtet.“ 

Ein weiterer Grund für Gitahi waren die Beobachtungen, dass die Erträge trotz des Einsatzes von Düngemitteln zurückgingen. Auch in Murang’a wurde die Versauerung von Anbauflächen festgestellt.

Alternativen zu Chemiedüngern

Beim AFSH24 wurden zahlreiche Alternativen zu synthetischen Düngemitteln präsentiert. U. a. wurde der Einsatz von Bokashi empfohlen. Der fermentierte Kompost kommt aus Japan und bedeutet übersetzt so viel wie „fermentiertes Allerlei“. Für die Herstellung kommen Effektive Mikroorganismen (EM) zum Einsatz. Dabei handelt es sich um eine Mischung aus unterschiedlichen Kulturen, wie z. B. Milchsäurebakterien, Hefepilzen und Purpurbakterien.

Esther Bett,  Geschäftsführerin der NGO RODI Kenya, ist vom Einsatz von Bokashi restlos überzeugt: “Auf meiner Maisfarm im Bezirk West Pokot haben sich meine Erträge fast verdoppelt”, erzählt sie. 

Allen Ligare von Mzuri Organics im Bezirk Kakamega setzt hingegen auf einen organischen Dünger, der aus dem Kot der Schwarzen Soldatenfliege hergestellt wird. „Dieser Dünger enthält alle wichtigen Nährstoffe”, sagte Ligare, “er fügt dem Boden organische Substanz hinzu und hilft bei der Speicherung von Bodenfeuchtigkeit.“ (Ende)

Titelbild: Synthetischer Dünger, der auf einer Teefarm im Bezirk Kiambu ausgebracht wird. (Foto: Shutterstock.com)