Von Busani Bafana | 11. Oktober 2019
Bulawayo (IPS/afr). „Stranded Asset“. Zwei Wörter, die es in sich haben. Der Fachbegriff aus der Wirtschaftswelt sorgt in Afrikas rohstoffreichen Ländern derzeit für ordentlich Gesprächsstoff. Unter „Stranded Assets“versteht man Vermögenswerte, deren Ertragskraft oder Marktwert dramatisch sinken – also stranden.
Genau das könnte mit Afrikas Bodenschätzen passieren, meint Vanessa Ushie, Managerin am „African Natural Resources Center“ der „African Development Bank“ (AfDB). „Stranding impliziert, dass einige natürliche Ressourcen aufgrund des Klimawandels weltweit wirtschaftlich nicht mehr nutzbar sein werden“, sagt Ushie.
Laut der AfDB-Managerin wird die Diskussion um „Stranded Assets“ zunehmend zu einem politischen Thema mit enormer Sprengkraft. Afrikanische Länder sind in hohem Maße von ihren Bodenschätzen abhängig – durchschnittlich entfallen 70 Prozent aller Exporte auf Rohstoffe.
Etwa 30 Prozent der weltweiten Rohstoffreserven befinden sich in Afrika. Darüber hinaus verfügt der Kontinent über zehn Prozent der globalen Öl- bzw. acht Prozent der Erdgas-Vorräte. Der Klimawandel könnte der Ausbeutung dieser Ressourcen ein Ende setzen – insbesondere der nicht erneuerbaren Energiequellen wie Kohle, Öl und Gas.
Lasst sie im Boden!
„Wir sind uns des Pariser Abkommens und der Verpflichtung bewusst, die CO2-Emissionen zu senken, um das Ziel einer globalen Erwärmung unter zwei Grad Celsius zu erreichen“, sagt Ushie. „Angesichts dieses Ziels muss aber klar sein, dass bestimmte Rohstoffe in der Erde bleiben müssen – vor allem jene mit den höchsten CO2-Emmissionen.“
Doch gerade in der jüngsten Vergangenheit haben etliche afrikanische Nationen Fortschritte bei der Erschließung neuer Rohstoffquellen gefeiert.
So gab das französische Unternehmen Total im Februar 2019 bekannt, dass es im südafrikanischen Outeniqua-Becken auf ein großes Vorkommen von Gaskondensat gestoßen sei. Kenia machte Ende August als erster ostafrikanischer Ölexporteur Schlagzeilen. Und im westlichen Nachbarland Uganda wurden riesige Erdölvorkommen entdeckt.
Wirtschaftsforscher rechnen damit, dass die Debatte um den Klimawandel den Boom bei fossilen Brennstoffen einschränken und das Wirtschaftswachstum afrikanischer Länder negativ beeinflussen wird.
Entwicklungsländer sind Vorreiter bei erneuerbarer Energie
„Angesichts des zunehmenden Klimawandels und der damit verbundenen Umstellung auf CO2-arme Produktion ist der afrikanische Bergbausektor ernsthaften Risiken aber auch Chancen ausgesetzt“, erklärt Ushie.
Die Chancen lägen vor allem im raschen Umstieg auf grüne Energiequellen, so Ushie. Investitionen in Solar-, Wind- und Biomasseprojekte werde die AfDB unterstützen. Insgesamt plane die Bank, bis 17 Milliarden US-Dollar zur Klimafinanzierung für Afrika beizutragen.
Auch Fatima Denton, Direktorin des Instituts für natürliche Ressourcen der Universität der Vereinten Nationen, sieht große Chancen für den Kontinent. Sie ist überzeugt, dass die sinkenden Technologiekosten für erneuerbare Energien enorme Möglichkeiten biete.
Angesichts der raschen Urbanisierung in den meisten afrikanischen Volkswirtschaften und der steigenden Nachfrage nach Strom haben afrikanische Staaten bereits begonnen, die Investitionen in nachhaltige Energiequellen zu erhöhen.
Eine Studie von Bloomberg Finance zeigt, dass der Globale Süden zum Schrittmacher der Energiewende wird. 2017 wurde in den sogenannten Entwicklungsländern eine Gesamtkapazität von 114 Gigawatt an CO2-freiem Strom installiert. Zum Vergleich: In den Industriestaaten waren es lediglich 63 Gigawatt. (Ende)
Titelbild: Der Klimawandel setzt die Rohstoff-Industrie in Afrika unter Druck. (Foto: Busani Bafana/IPS)