Von Ed McKenna | 15. Januar 2013
Addis Abeba (IPS/afr). Die größte afrikanische Schuhmarke SoleRebels zeigt globale Präsenz. Die äthiopische Unternehmerin Bethlehem Tilahun Alemu eröffnet in diesem Jahr ihr zweites Geschäft in Taiwan, 30 weitere Franchise-Läden rund um den Erdball sollen folgen. Chinesische Schuhhersteller wollen indessen Äthiopien als preisgünstigen Produktionsstandort nutzen.
Die innovativen Schuhe von SoleRebels aus Recycling-Materialien werden bereits in 55 Ländern verkauft. Die Firma ist eines der ökonomischen Aushängeschilder Äthiopiens und in Online-Shops wie Amazon unübersehbar präsent. Tilahun hat das Unternehmen 2004gegründet, um in ihrer Heimat neue Arbeitsplätze zu schaffen und nachhaltiges Wachstum zu ermöglichen. 2011 verbuchte SoleRebels einen Umsatz von zwei Millionen US-Dollar. Bis 2015 will Tilahun auf 15 Millionen bis 20 Millionen Dollar kommen.
„Wir können es kaum erwarten, einen Laden im Herzen von Taichung zu eröffnen“, sagt Tilahun. Taichung sei ein Zentrum für den Schuhhandel. Dort arbeiten Designer für die größten Schuhmarken der Welt. Mit der Geschäftseröffnung in dem Inselstaat reagiert die Firma auf die wachsende Nachfrage von Verbrauchern in Asien. Schuhgeschäfte schießen dort momentan wie Pilze aus dem Boden. SoleRebels ist die erste Marke aus Afrika, die Einzelhandelsgeschäfte in Asien eröffnet.
Eines der ärmsten Entwicklungsländer will weiterkommen
Tilahun will sich nicht lange mit Klischeevorstellungen über ihr Land aufhalten. 2011 hatten die Vereinten Nationen und die Universität Oxford Äthiopien als zweitärmstes Land der Welt nach Niger eingestuft. Nach ihrer Ansicht zeigt die Expansion von SoleRebels jedoch, dass Äthiopien in der Lage ist, sich von ausländischer Unterstützung unabhängig zu machen und die Ressourcen im eigenen Land zu nutzen.
„SoleRebels ist stolz darauf, die am raschesten wachsende Schuhmarke in Afrika zu sein und die erste globale Schuhmarke, die aus einem Entwicklungsland stammt“, erklärt sie. „Wir sind der lebende Beweis dafür, dass die Kreation innovativer Produkte von Weltniveau der beste Weg zu mehr Wohlstand für alle in Entwicklungsländern wie Äthiopien ist.“
Der erste zertifizierte Hersteller von fair gehandelten Schuhen beschäftigt mehr als 100 Mitarbeiter, die traditionelle äthiopische Handwerkskenntnisse nutzen und handgesponnene Baumwolle aus der eigenen Region sowie andere wiederaufbereitete Materialien verarbeiten. Damit setzt sich die Firma von anderen Produzenten ab, die ihre Schuhe rein maschinell fertigen.
„Unser Geschäftsmodell basiert auf einem verantwortlichen Umgang mit der Umwelt und einer Stärkung der Rechte der Allgemeinheit. Unser Modell steigert die lokale Entwicklung auf ein Maximum, indem wir eine lebendige Lieferkette schaffen und zugleich erstklassiges Schuhwerk herstellen“, sagt Tilahun.
Die junge Unternehmerin kam im Januar 2012 sogar auf die Titelseite des Magazins Forbes und wurde als eine der erfolgreichsten Frauen Afrikas gefeiert. Auch die Weltbank erkannte an, dass es in Afrika mittlerweile mehr Geschäftsfrauen gibt als in einigen anderen Teilen der Welt. 2011 wählte sie das Weltwirtschaftsforum zum ‚Young Global Leader‘. Im Juni 2012 verlieh ihr das ‚African Business Magazine‘ einen Preis für ihre Verdienste als ‚hervorragende Geschäftsfrau‘.
Nach Ansicht von Eugene Owusu, dem Repräsentanten Äthiopiens beim UN-Entwicklungsprogramm UNDP, profitiert SoleRebels von der verbesserten Infrastruktur und der zunehmenden Zahl von Fachkräften vor Ort. Die Firma ebne auch anderen Unternehmen des Landes den Weg.
Dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zufolge wuchs die Wirtschaft des nordostafrikanischen Landes 2011 um 7,5 Prozent. Der Staat mit der zweitgrößten Einwohnerdichte des Kontinents ist nach Angaben der Weltbank in den vergangenen Jahren zu einer der am schnellsten wachsenden, nicht Erdöl produzierenden Volkswirtschaften Afrikas geworden.
Deviseneinkünfte rapide gestiegen
Die Deviseneinnahmen Äthiopiens stiegen zwischen 2010 und 2011 um 15 Prozent auf 3,2 Milliarden Dollar, wie das Handelsministerium in Addis Abeba mitteilte. Die Regierung verfolgt das Ziel, die Exporte bis 2015 zu verdoppeln. Dazu sollen die Ausfuhren von Bodenschätzen und Industriegütern gesteigert werden.
Nach Ansicht von Owusu könnte die boomende Privatwirtschaft Äthiopien dabei helfen, sein Wachstum fortzusetzen. Damit ließe sich auch die Armutsrate senken. „Einheimische private Unternehmen werden die Basis sein, auf der Äthiopien sein starkes, umfassendes Wachstum des vergangenen Jahrzehnts konsolidieren kann“, urteilt er. Somit könne die Vision, Äthiopien bis 2025 zu einem Land mit mittlerem Einkommen zu entwickeln, in die Tat umgesetzt werden.
Der IWF stellte kürzlich fest, dass China die höchsten auswärtigen Direktinvestitionen in der Fertigungsindustrie tätigt. Ausschlaggebend dafür seien die niedrigen Arbeitskosten, die Verfügbarkeit von Pachtland und die Größe des lokalen Marktes.
China lagert Produktion nach Äthiopien aus
Chinesische Unternehmen beginnen inzwischen damit, ihre eigene Produktion nach Äthiopien auszulagern, um angesichts der steigenden Kosten im eigenen Land Kosten zu sparen. Außerdem verfügt Äthiopien über die größten Viehherden in Afrika und kann somit große Mengen Leder bereitstellen.
Der chinesische Produzent Huajian Shoes kündigte 2012 an, zwei Milliarden Dollar in die äthiopische Schuhindustrie zu investieren. Nach Angaben der äthiopischen Behörde für Investitionen haben chinesische Firmen bislang rund 900 Millionen Dollar in das Land gepumpt. (Ende)
Titelbild: Die ähiopische Unternehmerin Bethlehem Tilahun Alemu hat SoleRebels im Jahr 2004 gegründet. (Foto: Mit freundlicher Genehmigung von SoleRebels)