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Chigubhu-Laterne: Licht aus der Flasche

Von Farai Shawn Matiashe | 15. Dezember 2025

Seke District, Simbabwe (IPS/afr). Wenn Monica Ben von der Schule nach Hause geht, nimmt sie nicht nur einen Stift und ihre Hefte mit, sondern auch ihre Chigubhu-Laterne. Mit ihr bringt sie Licht in den dunklen Raum, in dem sie ihre Hausaufgaben erledigt.

Monica Ben ist zwölf Jahre alt und Schülerin an der Manyoshwa Primary School im Seke District, der südlich an die Hauptstadt Harare angrenzt. Ihre tragbare Lampe ist als Chigubhu-Laterne bekannt und wird aus Recyclingmaterialien hergestellt.

„Kerzen sind teuer“, sagt Monica Ben. “Bevor ich eine Chigubhu-Laterne hatte, musste ich entweder früher in die Schule kommen, um meine Hausaufgaben zu machen, oder ich gab dem Lehrer gar nichts ab.”

Die kleine Farm ihrer Eltern ist schwer zugänglich und nicht an das nationale Stromnetz angeschlossen. Monica Ben lädt die Lampe tagsüber in der Schule auf, die über eine Solaranlage verfügt. So ist gewährleistet, dass sie zuhause bis zu vier Stunden Licht hat.

19 Stunden pro Tag ohne Strom

Chigubhu ist das Shona-Wort für Flasche. Der Name verrät bereits viel über das Produkt: Die Leuchtdioden werden in gebrauchten Plastikflaschen installiert. Erfunden wurde das einfache System von dem jungen Elektroingenieur Aluwaine Tanaka Manyonga. Seine Vision lautet: Licht für jede*n Schüler*in.

Manyongas Ambitionen sind eng mit seiner eigenen Biografie verknüpft. Er studierte Elektrotechnik an der University of Zimbabwe in Harare – doch während seiner gesamten Studienzeit war er mit Stromausfällen konfrontiert, die bis zu 19 Stunden pro Tag andauern konnten. Lernen in den Abend- und Nachtstunden wurde dadurch nahezu unmöglich.

Da sich handelsübliche Solarlampen für viele Familien als unerschwinglich erwiesen, entwickelte Manyonga im Jahr 2018 die Chigubhu-Laterne. In Zusammenarbeit mit dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF), der australischen Botschaft in Harare und lokalen Unternehmen wurden bislang mehr als 1.500 Chigubhu-Laternen im ganzen Land verteilt.

Godwin Kadiramwando ist seit 2021 Schulleiter der Manyoshwa Primary School. “Die Erfindung hilft ihnen, ihre schulischen Leistungen zu verbessern”, bestätigt er.

Kadiramwando berichtet, dass Manyonga bereits vor vier Jahren kostenlos eine Solaranlage an der Schule installiert habe. Wenig später erhielten die ersten Schüler*innen ihre eigenen Chigubhu-Laternen.

Kompetenztransfer als eigentliche Innovation

Vor zwei Jahren entschloss sich Manyonga, den Kindern beizubringen, wie sie die Laternen selbst herstellen können. Diesen Kompetenztransfer bezeichnet er als die eigentliche Innovation des Projekts. “In den Schulungen behandeln wir die Herstellung und die Reparatur der Laternen, aber auch Themen wie Abfallmanagement, Kreislaufwirtschaft und erneuerbare Energien“, erklärt der Erfinder.

Monica Ben ist eine von über 100 Schüler*innen der Manyoshwa Primary School, die gelernt haben, wie man die Laternen produziert. Lächelnd beschreibt sie den Herstellungsprozess: „Ich halbiere zunächst eine alte Plastikflasche. Dann nehme ich ein Stück Pappe, markiere es mit einem Bleistift und schneide es zurecht. Schließlich installiere die Kabel für den Schalter und verschließe die Flasche.“

Mittlerweile arbeitet Manyonga mit Schulen in ganz Simbabwe zusammen. Landesweit hat er bislang rund 5.000 Schüler*innen unterstützt.

Extreme Stromknappheit

Einfache Lösungen wie die Chigubhu-Laternen sind in Simbabwe stark gefragt. Nur 44 Prozent der rund 17 Millionen Einwohner*innen des Landes haben Zugang zu Elektrizität. In ländlichen Regionen, in denen mehr als 60 Prozent der Bevölkerung leben, liegt der Stromzugang sogar bei lediglich 20 Prozent.

Doch selbst Gemeinden, die an das nationale Stromnetz angeschlossen sind, müssen täglich mehr als zwölf Stunden Stromausfälle hinnehmen. Ursache dafür sind unter anderem die schwankenden Wasserstände der Kariba-Talsperre sowie veraltete Anlagen wie das Wärmekraftwerk Hwange.

Schulleiter Godwin Kadiramwando ist daher überzeugt, dass Initiativen wie die Chigubhu-Laternen ein großes Potenzial zur Linderung der Stromknappheit haben. “Unsere Schüler*innen haben bereits begonnen, ihr Know-how an andere Schulen zu vermitteln”, sagt er und ergänzt: “Manche wollen später sogar ein Ingenieurstudium absolvieren.” (Ende)

Titelbild: Die zwölfjährige Schülerin Monica Ben mit Chigubhu-Laternen in der Manyoshwa Primary School. (Foto: Farai Shawn Matiashe/IPS)