Afrikas Tech-Szene verfügt über eine beispiellose Innovationskraft: Die Silicon Savannah genießt wegen ihrer Pionierleistungen bei Mobile-Money-Lösungen längst Weltruhm. Doch auch andere Länder und Sektoren haben disruptives Potenzial.
Startups in Nairobi, Lagos, Kairo oder Kapstadt rücken immer stärker ins Blickfeld internationaler Investor*innen. Bis ins Jahr 2022 eilten die Investments von einem Rekordwert zum nächsten – 2023 gab es erstmals einen Einbruch.
Dieser Beitrag beantwortet folgende Fragen:
- Wie hoch sind die Investitionen, die in afrikanische Startups seit 2015 getätigt wurden?
- In welchen afrikanischen Ländern wurde am meisten investiert?
- Welche Sektoren und Branchen waren besonders gefragt?
- Welche afrikanischen Startups sind als Unicorns bewertet?
- Wie viele Coworking Spaces gibt es in Afrika?
Das Innovation Scouting von afrika.info sorgt dafür, dass Sie die entscheidenden technologischen Entwicklungen in den hochdynamischen Startup-Landschaften Afrikas frühzeitig mitbekommen.
Unser engmaschiges Netzwerk, unsere langjährige akademische Afrika-Expertise und unsere ausgeklügelten Monitoring-Lösungen gewährleisten Ihnen dabei einen entscheidenden Informationsvorsprung.
Einen Beitrag über unsere Arbeit können Sie im österreichischen Startup-Magazin Trending Topics lesen.
2023 bringt Rückgang nach Rekordjahren
Seit dem Beginn unserer Erhebungen hat sich die Investitionssumme in afrikanische Startups von 186 Mio. US-Dollar im Jahr 2015 auf 4,85 Mrd. US-Dollar im Jahr 2022 um den Faktor 26 vervielfacht.
2023 wurde der starke Aufwärtstrend der letzten Jahre jäh unterbrochen – mit 3,40 Mrd. US-Dollar wurden um knapp 30 Prozent weniger Investitionen getätigt als noch im Vorjahr.
Insgesamt wurden seit Beginn unserer Erhebungen 16,44 Mrd. US-Dollar in afrikanische Startups investiert. Die durchschnittliche Investionssumme lag bei rund 6,1 Mio. US-Dollar.
Investitionen in afrikanische Startups 2015-2023 (US-Dollar)
Anmerkung: Die Zahlen von 2015 bis 2018 stammen von Disrupt Africa, die Zahlen ab 2019 aus Africa: The Big Deal - Startup Deals Database.
Die "Big Four" und ein neuer Star
75 Prozent aller Investitionen seit 2019 wurden in vier Ländern getätigt. Nigeria, Kenia, Südafrika und Ägypten werden deshalb auch als "The Big Four" bezeichnet.
Allerdings hat sich das Bild im Jahr 2023 deutlich gewandelt: Mit 797,85 Mio. US-Dollar hatte Kenia die Nase vorn, dahinter folgten Ägypten (635,20 Mio. US-Dollar) und Südafrika (601,10 Mio. US-Dollar).
Eine Überraschung kommt auf Platz 4 mit Tunesien (550,42 Mio. US-Dollar), das deutlich vor Nigeria (410,38 Mio. US-Dollar lag). Der Grund dafür liegt im vor allem durch die Übernahme des tunesischen AI-Startups InstaDeep durch Biontech.
Im Bemessungszeitraum von fünf Jahren konnte Nigeria allerdings seine Position auf Platz 1 noch behaupten.
Investitionen 2019-2023 nach Ländern (US-Dollar)
Diversifizierung der Sektoren
Fintech war jahrelang der dominierende Sektor bei Investitionen in afrikanische Startups - im Jahr 2021 etwa gingen 55 Prozent des gesamten Investitionsvolumens in diesen Sektor. Im Bemessungszeitraum der letzten fünf Jahre betrug der Investitionsanteil des Fintech-Sektors 45 Prozent.
2023 ließ sich eine deutliche Diversifizierung der Investitionen feststellen. Zwar ist Fintech mit 34 Prozent immer noch der mit Abstand größte Sektor, allerdings ist er weniger dominant als in den Jahren zuvor. Auf den Rängen zwei und drei folgten 2023 Startups aus den Bereichen Energie und Deeptech.
Investitionen nach Sektoren 2023 (US-Dollar)
Unicorns in Afrika
Als Unicorns werden Startup-Unternehmen bezeichnet, die über eine Bewertung von 1 Mrd. US-Dollar oder mehr verfügen.
Das erste Unternehmen in Afrika, das diesen Status errang, war die Africa Internet Group (heute Jumia Group) im Jahr 2016. Lesen Sie dazu unseren Beitrag: Das Einhorn von Yaba.
Heute gibt es neun afrikanische Startups, die als Unicorns bezeichnet werden. Auf anderen Listen ist die Zahl mitunter höher. Für uns ist ausschlaggebend, dass das Startup in einem afrikanischen Land gegründet wurde.
Afrikanische Unicorns 2016-2024
Nummer | Unternehmen | Gründungsland | Jahr |
1 | Jumia Group | Nigeria | 2016 |
2 | Interswitch | Nigeria | 2019 |
3 | Fawry | Ägypten | 2020 |
4 | OPay | Nigeria | 2021 |
5 | Wave Mobile Money | Senegal | 2021 |
6 | Flutterwave | Nigeria | 2021 |
7 | Andela | Nigeria | 2021 |
8 | MNT-Halan | Ägypten | 2023 |
9 | Moniepoint | Nigeria | 2024 |
Coworking Spaces in Afrika
Das Vermittlungsportal coworker.com listet 1.304 Coworking Spaces in afrikanischen Ländern. Weltweit wurden 30.209 Coworking Spaces erfasst. (Stand: 18. Dezember 2023)
Die meisten afrikanischen Coworking Spaces sind wiederum in jenen Ländern zu finden, in denen auch am stärksten in Startups investiert wurde. In den "Big Four" - Nigeria, Kenia, Südafrika und Ägypten - sind rund 65 Prozent aller Coworking Spaces in Afrika beheimatet.
Anzahl der Coworking Spaces in afrikanischen Ländern
Illustrationen: DALL-E, ChatGPT