Von Busani Bafana | 5. September 2023
Bulawayo (IPS/afr). Vor wenigen Jahren konnte die simbabwische Landwirtin Eufria Nyadome mit dem Verkauf eines 20-Liter-Eimers frischer Mangos noch 60 US-Dollars verdienen. Heute erhält sie für dieselbe Menge nur mehr ein Drittel. Der Grund dafür sind invasive Fruchtfliegen, die in den Mangos brüten.
Die Mangofarm von Eufria Nyadome liegt im Dorf Mhondiwa im Bezirk Murehwa – knapp 90 Kilometer östlich der Hauptstadt Harare. Und obwohl ihre Farm einen guten Ertrag liefert, muss die Bäuerin die Früchte ihrer Arbeit kübelweise wegwerfen.
Das Problem ist die Orientalische Fruchtfliege (Bactrocera dorsalis), die sich in den letzten drei Jahrzehnten stark in afrikanischen Ländern ausgebreitet hat. Die invasive Art aus Südostasien bedroht mittlerweile die Existenz vieler Bauernfamilien.
Die Orientalische Fruchtfliege legt ihre Eier bevorzugt auf Mangos, Papayas und Avocados ab. Durch den Fraß der Larven wird das Fruchtfleisch ungenießbar. Allein in Simbabwe fällt die Hälfte der jährlichen Mangoernte in Höhe von 400.000 dem invasiven Schädling zum Opfer.
Kampf gegen Fruchtfliegen-Plage
Unterstützung im Kampf gegen die Fruchtfliege kommt aus Kenia. Nyadome und 1.200 weitere Bauern und Bäuerinnen aus dem Bezirk Murehwa konnten an einem Programm des “International Centre of Insect Physiology and Ecology” (ICIPE) mit Sitz in Nairobi teilnehmen.
Mit dem Alien Invasive Fruit Fly Project hat das Forschungsinstitut ein Maßnahmenpaket zur Bekämpfung der Orientalischen Fruchtfliege in Ost- und Südafrika entwickelt, das gemeinsam mit Partnern in Malawi, Mosambik, Sambia und Simbabwe ausgerollt wurde.
Eine dieser Maßnahmen zielt auf die Abtötung von männlichen Insekten, die durch Köder in Insektizid-Fallen gelockt werden. Die beteiligten Farmer*innen erhalten spezielle Schulungen und eine Grundausstattung mit Ködern, Fallen und Biopestiziden.
“Wir haben gesehen, dass bei konsequenter Anwendung des Pakets die Schäden durch die Fruchtfliege erheblich reduziert und 70 Prozent der Mangoernte gerettet werden können”, sagt der zuständige Projektmanager Shepard Ndlela.
Invasive Arten: Bedrohung für Mensch und Umwelt
Die Orientalische Fruchtfliege in Simbabwe ist ein Beispiel dafür, wie die Ausbreitung von gebietsfremden Arten oder Neobiota zu einem ernsten Problem werden. In einem am 4. September 2023 veröffentlichten Bericht hat der Weltbiodiversitätsrat (Intergovernmental Platform on Biodiversity and Ecosystem Services, IPBES) 37.000 Neobiota gelistet, von denen 3.500 negative Auswirkungen auf die Natur und den Menschen haben.
„Invasive gebietsfremde Arten stellen eine große Bedrohung für die biologische Vielfalt dar und können irreversible Schäden in der Natur verursachen – einschließlich lokaler und globaler Artensterben – und auch das menschliche Wohlergehen gefährden“, sagt die britische Ökologin Helen Roy. Gemeinsam mit dem chilenischen Forstwissenschaftler Aníbal Pauchard und dem kanadischen Sozialwissenschaftler Peter Stoett hat sie die Erstellung des Berichts koordiniert, an der 86 Expert*innen aus 49 Ländern beteiligt waren.
Arten wie die Strandkrabbe, das Wandelröschen, der Nilbarsch, die Wasserhyazinthe oder der Herbst-Heerwurm sind in neue Lebensräume vorgedrungen und bedrohen dort die bestehenden Ökoysteme. Die globalen wirtschaftlichen Folgekosten der biologischen Invasion lagen im Jahr 2019 bei mehr als 423 Mrd. US-Dollar. Seit 1970 hat sich diese Zahl pro Dekade zumindest vervierfacht.
Problem von Regierungen unterschätzt
Als Grund für die Ausbreitung von Neobiota gelten wirtschaftliche und demografische Veränderungen, die zu einer ständigen Steigerung der Nutzung von Land- und Meeresflächen führen. Der Klimawandel verschärft die Situation, weil durch die sich ändernden Wetterbedingungen neue Habitate entstehen.
Pro Jahr werden derzeit rund 200 invasive gebietsfremde Arten erfasst. “Wenn nichts unternommen wird, wird diese Zahlen dramatisch ansteigen und sich auf die Ernährungssicherheit und die menschliche Gesundheit auswirken”, meint der südafrikanische Wissenschaftler Sebataolo Rahlao, der am Bericht als Autor mitgewirkt hat.
Viele Regierungen unterschätzen aber offenbar das Problem. Weltweit verfügen nur 17 Prozent aller Staaten über Gesetze oder Vorschriften, die sich mit invasiven gebietsfremden Arten befassen.
“Die gute Nachricht ist aber, dass es für fast jeden Kontext und jede Situation Instrumente, Optionen und Maßnahmen gibt, die wirklich funktionieren“, erklärt Aníbal Pauchard. Als beste und kostengünstigste Option nennt er die Prävention, dahinter erst folgen Maßnahmen zur Ausrottung, Eindämmung und Kontrolle von Neobiota.
Die Mangobäuerin Eufria Nyadome ist jedenfalls glücklich darüber, dass die Bekämpfung der Fruchtfliegen-Invasion in ihrem Heimatbezirk funktioniert: “Ich habe sehr viel gelernt über die Fruchtfliegen, die unsere Mangos attackieren. Und ich weiß nun, was ich tun kann, um die Vernichtung unserer Früchte zu vermeiden.” (Ende)
Titelbild: Eine Orientalische Fruchtfliege (Bactrocera dorsalis) legt ihre Eier auf die Schale einer Papaya. (Foto: Gemeinfrei, Agricultural Research Service, Scott Bauer)