Von Jeffrey Moyo | 2. Oktober 2022
Chitungwiza (IPS/afr). In Chitungwiza, 25 Kilometer südlich der simbabwischen Hauptstadt Harare, schaufeln der 36-jährige Nesbit Gavanga und seine fünf Kollegen Sand auf einen Lastwagen. Die sechs verdienen ihr Geld mit “Sandwilderei”, wie der illegale Abbau von Sand hier genannt wird.
Für Gavanga und seine Kollegen stellt die Sandwilderei ihre wichtigste Einnahmequelle dar. Zwischen 30 und 40 US-Dollar bringt ihnen der Verkauf von Sand pro Tag. “Dieses Stück Land hat uns im Laufe der Jahre Geld gebracht, und wir können es uns nicht leisten, es zu verlassen”, erzählt Gavanga. “Wir sind hier, um zu bleiben, und wir sind hier, um den Sand in Geld zu verwandeln.“
Bereits seit acht Jahren sind Gavanga und seine Kollegen in der Sandgrube von Chitungwiza tätig. Im Laufe der Jahre haben sich die Sandwilderer einen großen Kundenstamm aufgebaut. Der 34-jährige Melford Mahamba erklärt, wie der Handel abläuft: „Wir bringen unsere Spitzhacken und Schaufeln hierher, und die Kunden kommen mit ihren Lastwagen. Diese befüllen wir mit Sand, für den sie dann bezahlen.”
Schäden für die Umwelt
Sandwilderei hat in ganz Simbabwe riesige Narben in der Landschaft hinterlassen. Der Schaden für die Umwelt ist enorm. Nach Angaben der Environmental Management Agency (EMA), Simbabwes staatlicher Einrichtung für Umweltschutz, sind 1.694 Hektar Land im Land von Sandwilderei betroffen. 950 Hektar gelten bereits als verödetes Land.
Für Umweltschützer Happison Chikova ist klar, dass der illegale Sandabbau zu Problemen für die Natur führt – vor allem in Gebieten mit hohen Niederschlagsmengen: “Die Sandwilderer beschädigen die Vegetation durch ihre tiefen und breiten Gruben, die während der Regenzeit überflutet werden.” Die Gefahr von Überschwemmungen steigt.
Katz-und-Maus-Spiel mit Behörden
Die Behörden in Chitungwiza führen regelmäßig Razzien durch, um die Sandwilderei zu unterbinden. Oft stehen sie aber auf verlorenem Posten. “Aufgrund unzureichender Ressourcen können wir nicht genug Razzien durchführen, und so kehren die Sandwilderer immer wieder zu ihren illegalen Aktivitäten zurück. Es ist ein Katz-und-Maus-Spiel“, sagt Lovemore Meya, der PR-Beauftragte der Stadt.
Sandwilderer Melford Mahimba weiß, wie das Spiel läuft: “Die Behörden verjagen uns, aber wir kommen im Handumdrehen zurück. Manchmal nehmen Sie uns sogar fest. Dann bestechen wir die Beamt*innen und machen einfach weiter.”
Unterdessen läuft das Geschäft mit Sand wie geschmiert? Die Kund*innen sind hauptsächlich Personen, die Häuser bauen wollen, sich aber die hohen Baustoffpreise nicht leisten können. Für die Sandwilderer sind die Gewinne beträchtlich. „Der Sand kostet sechs bis acht US-Dollar pro Kubikmeter”, erzählt Mahamba. Mit Ausnahme der Bestechungsgelder für die Behörden, hätten die Sandwilderer kaum Kosten, so der 34-Jährige.
Schützt die Regierungspartei Sandwilderei?
In der Stadt Masvingo im Südosten des Landes kämpft der Umweltaktivist Kudakwashe Murisi indes gegen die Landverödung. Er macht die Regierung dafür verantwortlich, dass dem illegalen Sandabbau kaum Einhalt geboten werden kann.
„Sandwilderer sind oft Jugendliche mit guten Verbindungen zur Regierungspartei ZANU-PF”, meint Murisi. “Sie werden von der politischen Führung geschützt. Das macht es sehr schwierig, sie zur Ordnung zu rufen.” Die ZANU-PF ist in Simbabwe seit dem Jahr 1980 Jahren an der Macht. (Ende)
Titelbild: Nesbit Gavanga baut illegal Sand in Chitungwiza ab. Umweltschützer*innen sind besorgt über die zunehmende Landverödung. (Foto: Jeffrey Moyo/IPS)