Von Souleymane Faye | 20. November 2012
Dakar (IPS/afr). Im Boyard-Tal im südwestlichen Senegal treiben fünf Dörfer den Reisanbau voran. Ihr vordringliches Ziel: Sie wollen mittel- und langfristig auf Reisimporte verzichten. „Die Agrarproduktion weitet sich aus, seitdem wir zum Reisanbau zurückgekehrt sind“, sagt die Bäuerin Marie Sagne stolz. Die Versalzung der Böden hatte viele Menschen veranlasst, die Reisproduktion aufzugeben.
Dass sie nun wieder Reis kultivieren können, verdanken sie einem von der Afrikanischen und der Islamischen Entwicklungsbank finanzierten Projekt. Als das Vordringen von Salzwasser aus dem Atlantik durch den Bau eines Dammes erfolgreich gestoppt wurde, konnten die Bauern auf einigen Feldern die Produktivität der Böden wieder herstellen.
Seit 2006 erhalten sie im Rahmen des Bewässerungsprojektes PAPIL Qualitätssaatgut und Düngemittel. Darüber hinaus werden sie in Fortbildungskursen in Fatick, der regionalen Hauptstadt, von den Projektpartnern Nationale Behörde für ländliche und landwirtschaftliche Beratung (ANCAR) und Regionalbüro für ländliche Entwicklung (DRDR) fortgebildet.
Die Zusammenarbeit hat zu einer Modernisierung der Anbautechniken in dem Tal geführt. Darüber hinaus haben die Bauern gelernt, wie die Rückhaltedämme konstruiert sein müssen. „Die Produzenten haben die neuen Techniken wie den Reisanbau in Reihen angenommen und wir unterstützen sie darin“, meint der DRDR-Leiter Jean-Paul Bampouky in Fatick.
Frauen an vorderster Front
PAPIL hat zudem das Zwischendörfliche Mbin-Jam-Komitee zur Bewirtschaftung des Boyard-Tals ins Leben gerufen. Mbin Jam bedeutet in Sereer, der lokalen Sprache, „Zuhause im Wohlstand“. Dieses Komitee schließt 420 Reisbauern aus den Dörfern Boyard Ndiodiome, Boyard Tock, Sing Boyard, Ndiagamba und Dack zusammen. 80 Prozent von ihnen sind Frauen.
Alle Mbin-Jam-Mitglieder leisten einen Obolus von jeweils jährlich 5.000 CFA-Francs (rund zehn US-Dollar), der ihnen den Zugang zu Saatgut und Düngemitteln erschließt. Die gesamte mit Reis angebaute Fläche im Tal ist von zehn Hektar 2006 auf 25 Hektar 2007 gestiegen. „2004 hatten wir pro Hektar Reis keine 500 Kilogramm geerntet. Doch seit der technischen Unterstützung unserer Partner konnten wir 2008 vier Tonnen Reis pro Hektar ernten“, so der Komiteeleiter Ibrahima Faye.
„Seit vielen Jahren sind einige Haushalte nicht mehr auf Reisimporte angewiesen, können sie mit ihren eigenen Ernten den Bedarf vollständig decken“, meint Mbin-Jam-Mitglied Maï Niakh. „Der Reis reicht für das gesamte Jahr, berichtet sie. Allerdings sind noch nicht alle Mitglieder so erfolgreich. „Für andere hat der selbst produzierte Reis nicht gereicht. Erst als wir den wilden Reis ersetzt haben, konnten wir die Produktivität spürbar steigern.“
Der Mangel an Wasser im letzten Jahr hatte zudem einen Rückgang der Erträge bewirkt. So brachten die 23 Hektar Land, die die Mbin-Jam-Mitglieder kultivierten, nicht mehr als 250 Kilo pro Hektar hervor.
Die 140 Tonnen, die die Bauern noch im letzten Jahr auf einer Fläche von insgesamt 35 Hektar Land einfahren konnten, sind jedoch eher Normalität. Mamadou Camara, Chef des PAPIL-Regionalbüros in Fatick, geht davon aus, dass im Boyard-Tal die diesjährige Ernte bei vier bis sechs Tonnen pro Hektar liegen wird. „Wir haben weitgehend erreicht, uns mit Reis selbst zu versorgen“, versichert er.
Warten auf Infrastrukturmaßnahmen
Die Mbin-Jam-Mitglieder warten derzeit sehnsüchtig auf eine zehn Kilometer lange Straße durch das Tal, den Bau von Lager- und Fertigungshallen und den Kauf eines Traktors durch PAPIL2013.
Angesichts der viel versprechenden Entwicklungen hat die Afrikanische Entwicklungsbank nämlich beschlossen, die Unterstützung für das Programm bis Ende 2013 fortzuführen. Die Islamische Entwicklungsbank wiederum wird die Finanzierung sogar bis 2015 fortsetzen.
„Wir brauchen landwirtschaftliche Maschinen“, meint die Bäuerin Mame Mor Ndiaye aus Dack. „Wenn wir erst den Traktor haben, werden wir nicht nur für den Eigenbedarf, sondern auch für den Verkauf produzieren.“ (Ende)
Titelbild: Reisanbau in der Nähe von Diouloulou in Casamance, Senegal (Foto: Shutterstock.com)