Von Ousseini Issa | 23. Mai 2013
Bilma (IPS/afr). Die Bewohner der Oasenstadt Bilma in der Wüste Ténéré im nördlichen Niger leben seit Jahrhunderten von der Salzproduktion. Doch die vorrückende Wüste könnte den traditionsreichen Bergbau regelrecht ersticken. „Wenn wir die Salzpfannen nicht schützen, werden sie unter den Sandmassen verschwinden“, sagt Abdoulaye Soumana, der Umweltbeauftragte von Bilma.
Soumana zeigt auf die endlos scheinende Wüstenlandschaft, die die nahegelegenen Salinen von Kalala immer enger umgürtet. Die Wüste Ténéré ist Teil der Sahara und eine riesige Sandebene, die sich vom Nordosten des Niger bis in den Westen des Tschad ausdehnt. Soumana zufolge befindet sich unter der Wüste ein Hunderte von Hektar großes und salzhaltiges Lehmbett. „Einige Salzpfannen sind bereits unter den Sandmassen verschwunden, doch die Behörden sind sich des vollständigen Ausmaßes der Gefahr noch nicht bewusst“, meint er. „Ihnen geht es nur um das Geld, das sich mit dem Salzbergbau in Bilma verdienen lässt.“
Alle Familien im Salzbergbau tätig
In der Oasenstadt leben rund 6.000 Menschen. Es gibt keine Familie, die dort nicht eine kleine Salzmine betreibt, wie der Bürgermeister Abba Marouma Elhadj Laouel berichtet. „Salz ist die Haupteinnahmequelle für die Menschen hier“, bestätigt Boulama Laouel, der Vorsitzende der Bergarbeiterkooperative von Kalala. „Selbst wenn sich das Salz nur unter Schwierigkeiten verkaufen lässt, besitzt doch jede Familie ihre eigene Mine.“
Wie aus einer Studie Soumanas von 2011 hervorgeht, verdienen die Menschen in Bilma an dem Salzabbau pro Jahr 800 US-Dollar. In der nordnigrischen Stadt Siguidine bringen es die Bergleute sogar auf jährlich 1.842 Dollar.
Auch die fünffache Mutter Fadji Boulama baut Salz ab. Sie kann sich kein anderes Leben vorstellen. „Der Salzbergbau ist eine jahrhundertealte Tätigkeit hier in Bilma“, berichtet sie. „Schon meine Großeltern waren Bergleute. Meine Eltern haben den Handel übernommen und später an mich übergeben. Er ist unsere Haupterwerbsquelle“, sagt sie gegenüber IPS.
Der Mann der 35-Jährigen arbeitet in Libyen. Drei der gemeinsamen Kinder im Altern von neun, zwölf und 14 Jahren helfen ihrer Mutter bei der Ausbeutung der Salzmine, wenn sie nicht in der Schule sind. „Mit dem Verkauf von Salz können wir die Haushaltskosten decken“, berichtet Boulama.
In den örtlichen Minen werden zwei Salzsorten hergestellt – Küchensalz und Futtersalz für das Vieh. Die Menschen in Bilma bergen jährlich 12.000 Tonnen Küchen- und 20.700 Tonnen Futtersalz aus den Minen. „Bilmas Futtersalz enthält eine Vielzahl von Mineralien, die für die Gesundheit von Tieren und die Fleischqualität so wichtig sind“, betont Oumarou Issaka, ein Tierarzt aus der Hauptstadt Niamey.
Fehlen von Verbindungswegen
Doch die Menschen vor Ort klagen seit langem darüber, mit dem Salz nicht gut genug verdienen zu können, weil der Norden des Landes infrastrukturell nicht erschlossen wurde. „Dem Salzbergbau verdanken wir, dass wir genug zu essen haben und einige Ausgaben decken können“, berichtet Yagana Arifa, die eine Salzmine in der Nähe von Boulama besitzt. Doch ohne eine Straße, die die entlegene Region mit dem Rest des Landes verbinde, ließen sich keine besseren Preise erzielen.
„Unsere Hauptkunden sind die Karawanenhändler“, erläutert Arifa. Sie zahlen derzeit 20 US-Cent für einen Zweikiloblock Salz. In Agadez, der wichtigsten Stadt im Norden, verkaufen sie ihn dann für mehr als 1,20 Dollar in den Süden des Landes.
Wie Salifou Laouel, Bürgermeister der Ortschaft Fachi rund 240 Kilometer westlich von Bilma berichtet, haben die Salzbergleute in seinem Gebiet ähnliche Probleme. „Auch sie leiden unter den regionalen Infrastrukturengpässen, zumal die Nachfrage nach Futtersalz hoch ist“, erläutert er. „In Fachi bauen wir jährlich etwa 450 Tonnen ab. Die Einnahmen belaufen sich auf 138.000 Dollar.“ (Ende)
Titelbild: Salzgewinnung in den Salinen von Bilma (Bild: Alessandro Vannucci, Flickr, CC BY-NC 2.0)