Von Busani Bafana | 10. März 2025
Bulawayo (IPS/afr). Aliko Dangote ist der reichste Mensch Afrikas. Forbes taxiert das Vermögen des nigerianischen Unternehmers aktuell auf 23,4 Milliarden US-Dollar. Im Jänner machte Dangote auf dem Africa CEO Forum in Kigal, Ruanda, seinem Ärger über die fehlende Reisefreiheit in Afrika Luft.
“Als jemand, der Afrika groß machen will, muss ich 35 verschiedene Visa beantragen”, klagte Dangote. Er sprach damit vielen Wirtschaftstreibenden aus der Seele, die mit den restriktiven Reisebedingungen afrikanischer Länder zu kämpfen haben.
Der kürzlich veröffentlichte „Africa Visa Openness Index 2024“ zeigt, wie schwer es Afrikaner*innen gemacht wird, innerhalb ihres eigenen Kontinents zu reisen. Nur vier Staaten – Benin, Gambia, Ruanda und die Seychellen – gewährten im Jahr 2024 visafreie Einreisen. Seit Anfang 2025 verlangt auch Ghana für Reisende aus anderen afrikanischen Ländern kein Visum mehr.
Gefahr für Afrikanische Freihandelszone
Die restriktive Visapolitik der meisten afrikanischen Länder belastet die Wirtschaftsbeziehungen auf dem Kontinent. Der innerafrikanische Handel machte im Jahr 2023 lediglich 14,9 Prozent des gesamten Handelsvolumens aus. Zum Vergleich: In der EU wurden im selben Jahr 61,4 Prozent der Waren innerhalb der Gemeinschaft gehandelt.
Bedenken hinsichtlich illegaler Migration, Terrorismus und wirtschaftlicher Destabilisierung sind die Hauptgründe, warum sich viele afrikanische Staaten weiterhin abschotten. Es gebe aber Belege dafür, dass diese Befürchtungen übertrieben sind, betont Francis Ikome von der Wirtschaftskommission für Afrika (UNECA). Ikome warnt, dass ohne Personenfreizügigkeit die Afrikanische Kontinentale Freihandelszone (AfCFTA) zum Scheitern verurteilt sei.
Die AfCFTA soll die 1,4 Milliarden Menschen des Kontinents in einem gemeinsamen Wirtschaftsraum vereinen. Nur vier Länder haben allerdings bislang das von der Afrikanischen Union (AU) im Jahr 2018 verabschiedete Protokoll zur Personenfreizügigkeit ratifiziert.
Der Migrationsforscher Alan Hirsch, emeritierter Professor an der Nelson Mandela School of Public Governance der Universität von Kapstadt, weist auf das gegenseitige Misstrauen afrikanischer Staaten hin: „Die Zurückhaltung mancher Länder hängt mit ihrer Besorgnis über die Qualität der Dokumente und der Systeme in einigen Ländern zusammen. Außerdem haben sie Sicherheitsbedenken angesichts der Existenz terroristischer Organisationen in einigen Teilen Afrikas. Darüber hinaus befürchten sie, dass es sich bei den Reisenden um Wirtschaftsflüchtlinge handeln könnte, die das Land nicht mehr verlassen wollen.”
Europäer*innen sind bevorzugt
Sabelo Mbokazi, Leiter der Abteilung für Beschäftigung, Arbeit und Migration bei der AU-Kommission, verweist auf das Paradoxon, dass sich Europäer*innen auf dem Kontinent einfacher fortbewegen können als Afrikaner*innen. Joy Kategekwa, Direktorin des Regional Integration Coordination Office bei der Afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB), ergänzt: “Wir sprechen leidenschaftlich gerne über Panafrikanismus, schließen aber die Bevölkerung Afrika mit Hilfe von Visas aus.”
Seit 2016 gibt es zwar einen panafrikanischen Pass, der grenzenloses Reisen in Afrika ermöglicht. Allerdings wurde dieser Pass bislang nur an afrikanische Staatsoberhäupter, Außenminister*innen und bei der AU akkkreditierte Diplomat*innen ausgegeben.
Migrationsforscher Alan Hirsch glaubt, dass es für einen panafrikanischen Pass ohnehin zu früh ist. Er verweist aber darauf, dass Regionalpässe – wie z. B. jene der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) und der Ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC) – bereits heute ein großer Erfolg sind.
Titelbild: Eine LKW-Schlange in Livingstone, Sambia, am Grenzübergang zu Simbabwe (Foto: Rainer Lesniewski / Shutterstock.com)