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Klimawandel vertreibt seltene Wildtiere

Von Wambi Michael | 24. Juni 2019

Kasese (IPS/afr). Der Name des Farbkätzchenstrauchs kommt von seinen auffälligen hängenden Blütenständen in Rosa und Gelb. Doch die Schönheit der Pflanze täuscht: Infolge des Klimawandels vermehrt sich der Farbkätzchenstrauch rasant und treibt seltene Tierarten in die Flucht.

Der Queen-Elizabeth-Nationalpark im Westen von Uganda ist eines der artenreichsten Naturschutzgebiete in ganz Afrika: Am Kazinga-Kanal kann man Elefantenherden beim Trinken und Baden beobachten. Im Maramagambo-Wald finden sich verschiedene Affenarten und Riesenwaldschweine. Im Ishasha-Gebiet staunen Besucher über Kronenkraniche – die Wappenvögel Ugandas – und auf Bäume kletternde Löwen.

Durch den Klimawandel ist der Artenreichtum des Nationalparks bedroht. Der Farbkätzchenstrauch (Dichrostachys cinerea), der aus Südafrika stammt, breitet sich mit enormer Geschwindigkeit aus. Die Pflanze mit ihren dornigen Ästen kommt mit den zunehmend höheren Lufttemperaturen gut zurecht und bedeckt mittlerweile fast 40 Prozent des nahezu 2.000 Quadratkilometer großen Parks.

Peter Baine ist Wissenschaftler der Abteilung für die Erforschung invasiver Arten in Uganda. Er sagt, dass die Farbkätzchensträucher in den von ihnen besiedelten Gebieten Baldachine bilden und Chemikalien freisetzen, die das Gras darunter abtöten.

„Es ist für andere Pflanzen ziemlich problematisch, weil sich die Farbkätzchensträucher schnell ausbreiten, zahlreiche Samen streuen und bis zu einem Jahr im Boden verbleiben können“, erklärt er.

Pflanzenfresser wandern ab

Edward Asalu, Chefaufseher im Queen-Elisabeth-Nationalpark sagt, dass die meisten Tiere das Dickicht des Farbkätzchenstrauchs nicht durchdringen können bzw. es sogar meiden, weil sie dort keine Nahrung mehr finden.

„Wir haben Gebiete, die früher Grasland waren, jetzt aber vollständig vom Dickicht überzogen sind“, sagt Asalu. „Die Tiere, besonders die Pflanzenfresser, bevorzugen jedoch offene Gebiete, damit sie ihre Feinde besser erkennen können.“

Deshalb fände man in den Teilen des Nationalparks, wo der Farbkätzchenstrauch dominiert, kaum mehr Pflanzenfresser.

Erderwärmung begünstigt Ausbreitung

Für Asalu hängt die Ausbreitung eindeutig mit der Erderwärmung zusammen: „Dieses Problem wird derzeit noch untersucht. Aber wir wissen bereits, dass es weitgehend mit dem Klimawandel zusammenhängt“, meint er.

Der Nationalpark-Ranger Robert Adaruku von der „Uganda Wildlife Authority“ (UWA) hat ebenfalls einen Zusammenhang zwischen höheren Temperaturen und dem Wachstum des Farbkätzchenstrauchs beobachtet: „Ich habe den ersten Strauch im Jahr 1997 bemerkt. Mit steigenden Temperaturen dehnt sich Wachstum des Farbkätzchenstrauchs aus.“

Laut einer Studie des “Centre for Agriculture and Biosciences International“ (CABI) kann ein Mutterstamm des Farbkätzchenstrauchs 130 Triebe produzieren. Die Pflanzen gedeihen auch auf nährstoffarmen Böden. Gegenüber Dürren und Schädlingen weisen sie eine hohe Resistenz auf.

Das Problem könnte sich in Zukunft noch verschärfen: Prognosen der „Climate and Development Learning Platform“ des irischen Entwicklungsprogramms “Irish Aid” zeigen für Uganda eine deutliche Erwärmung. Demnach soll sich die oberflächennahe Temperatur in den nächsten 50 Jahren um 2 Grad Celsius und in den nächsten 80 Jahren um 2,5 Grad Celsius erhöhen.

Der Reiseveranstalter Geofrey Baluku ist über die Entwicklung besorgt: “Es ist ein ernstes Problem“, sagt er, „was passiert mit diesem Park, wenn alle Tiere verschwinden?“ Laut Baluku würden Tiere bereits auf andere Gebiete ausweichen.

Erfolgreicher Kampf gegen das Dickicht

Mitarbeiter der „Uganda Wildlife Authority“ hatten in der Vergangenheit versucht, die Sträucher niederzubrennen. Sie mussten allerdings feststellen, dass sie bereits nach wenigen Wochen wieder wuchsen.

Seit dem Vorjahr geht die UWA mit einer neuen Strategien gegen den Farbkätzchenstrauch vor: Die Wurzeln werden ausgegraben und verbrannt. Ungefähr 600 Hektar sind im Nationalpark mittlerweile vom Dickicht befreit worden.

Chefaufseher Asalu sagt allerdings, dass dieses Verfahren enorme finanzielle Ressourcen erfordert, die nicht ohne weiteres zur Verfügung stehen. Die Erfolge dieser Bemühungen sind aber bereits sichtbar: Bei einem Lokalaugenschein konnte der Autor dieses Beitrags in den restaurierten Gebieten eine Reihe von Tieren wie Büffel und Buschböcke antreffen. (Ende)

Titelbild: Der schöne Anblick trügt: Der Farbkätzchenstrauch ist im Queen-Elizabeth-Nationalpark zur einer Plage geworden. (Foto: C T Johansson – Eigenes Werk, CC BY 3.0Link)