Drücke „Enter”, um zum Inhalt zu springen.

Mikrokredite per App

Von Kizito Makoye | 15. Juli 2019

Dar es Salaam (IDN/afr). Vor zwei Jahren wollte die 32-jährige Straßenköchin Monica Makona ihr Geschäft ausbauen. Allerdings versagte ihr die Bank das notwendige Darlehen. Die Kredit-App Tala war ihre Rettung. Innerhalb von Minuten erhielt Makona einen kleinen Geldbetrag auf ihr Smartphone.

„Es war ein sehr schneller Prozess“, erzählt Makona im Interview mit der Nachrichtenagentur IDN. „Ich erhielt eine Benachrichtigung von Tala, dass 20.000 Tansania-Schilling (10 US-Dollar, Anm.) auf meine mobile Geldbörse eingezahlt wurden.“

Die Köchin arbeitet auf dem lebhaften Busbahnhof von Ubungo nordwestlich des Stadtzentrums von Dar es Salaam. Dort sind viele Unternehmerinnen unterwegs, die mit der Kredit-App ihre Betrieb am Laufen halten oder vergrößern.

In Ostafrika gibt es eine Reihe von digitalen Zahlungsanbietern, die den Kreditmarkt revolutionieren wollen. Vielen Menschen haben keinen Zugang zu Darlehen bei traditionellen Banken, da sie keine Belege für ihre Kreditwürdigkeit vorweisen können.

Mobiler Geldtransfer ist in Ostafrika Standard

Seit das mobile Bezahlsystem M-PESA im Jahr 2007 in Kenia eingeführt wurde, ist kein Stein auf dem anderen geblieben. Der einfache Transfer von Geldbeträgen von einem Mobiltelefon zu einem anderen hat zur Entwicklung einer Vielzahl digitaler Bezahlfunktionen abseits der Banken geführt. De facto kann heute in Ostafrika mit einem Handy-Guthaben immer und überall bezahlt werden.

Zunehmend kümmern sich internationale Startups aus dem Fintech-Bereich auch um bislang vernachlässigte Bevölkerungsschichten. Apps wie Tala oder Branch ermöglichen es Menschen, kurzfristig an Kleinkredite zu kommen, die in kleinen Raten zurückgezahlt werden.

Tala hat seinen Hauptsitz in St. Monica und unterhält derzeit Büros in Kenia, Tansania, Indien, Mexiko und auf den Philippinen. Der für Tansania zuständige Landesdirektor Francis Ndikumwami erklärt den Ansatz des Unternehmens: “Unsere Mission ist es, unseren Kunden Wahlmöglichkeiten und die Kontrolle über ihr finanzielles Dasein zu geben.“

Algorithmus prüft Kreditwürdigkeit

Trotz des niederschwelligen Zugangs überprüft Tala die Kreditwürdigkeit der Antragsteller. Die Algorithmus der App ermöglicht es den Tala-Mitarbeitern, das Ausfallrisiko innerhalb von maximal 72 Stunden zu beurteilen. Dabei werden auf dem Mobiltelefon vorhandene Daten wie Anrufe, Textnachrichten und mobile Geldtransaktionen ausgewertet.

In der Praxis wird daher zunächst nur ein kleiner Betrag ausbezahlt, der mit dem Rückzahlungsverhalten des Kunden anwächst. Die Kreditnehmer haben dann die Möglichkeit, den Kredit in sieben, 21 oder 30 Tagen zurückzuzahlen. Die Zinsen liegen zwischen elf und 15 Prozent.

Die Straßenköchin Monica Makona hat zu Beginn nur 20.000 Tansania-Schilling erhalten, die für sich alleine genommen keine wirkliche Hilfe waren. Mittlerweile wurde ihr aber ein Kreditrahmen von 1.000.000 Tansania-Schilling (450 US-Dollar, Anm.) eingeräumt, die sie jederzeit mit ihrem Handy abrufen kann.

Bedenken von Datenschützern

Die Feststellung der Kreditwürdigkeit anhand von Nutzerdaten bereitet Datenschützern aber einiges an Kopfzerbrechen. „Die digitalen Kreditgeber müssen ein Höchstmaß an ethischen Standards aufweisen, um die privaten Daten ihrer Kunden zu schützen“, sagt Joseph Mapunda von der staatlichen Regulierungsbehörde „Tanzania Communications Regulatory Authority“.

Dan Karuga, Landesdirektor der Kredit-App Branch in Kenia, versichert einen sorgsamen Umgang mit dem Thema Datenschutz: „Wir haben strenge Richtlinien, die sicherstellen, dass unsere Kundendaten immer geschützt sind.“

Branch funktioniert ähnlich wie Tala, bietet aber mit einem Rückzahlungszeitraum von vier bis 16 Wochen eine deutlich höhere Kreditlaufzeit an. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in San Francisco, Kalifornien und ist in Kenia, Tansania, Nigeria, Mexiko und Indien tätig.

Nach eigenen Angaben hat Branch bislang mehr als 15 Millionen Kredite mit einer Gesamthöhe von 3,5 Millionen US-Dollar an drei Millionen Kunden vergeben. (Ende)

IDN ist die Flaggschiff-Agentur des International Press Syndicate

Titelbild: Monica Makona verschafft sich in Tala-App einen Überblick über ihre Finanzen. (Foto: IDN/Kizito Makoye)